Anonymous Hamburg
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Im Makerspace Attraktor in Hamburg findet jeden Dienstag die Veranstaltung " Back to Hack" statt, und die Ankündigung für letzten Dienstag war:



Beim Back to Hack am 26. Februar möchten wir mit euch – ergebnisoffen – über das Thema Netzneutralität diskutieren.
  • Netzneutralität bezeichnet die wertneutrale Datenübertragung im Internet. Netzneutrale Internetdienstanbieter senden alle Datenpakete unverändert und in gleicher Qualität von und an ihre Kunden, unabhängig davon, woher diese stammen, zu welchem Ziel sie transportiert werden sollen, was Inhalt der Pakete ist und welche Anwendung die Pakete generiert hat.
Ein einfaches Prinzip, das jedoch erfahrungsgemäß schwierig an Nicht-Nerds und -Geeks zu vermittelt ist.
In der Diskussion möchten wir auf folgende Fragen eingehen:
  • ▪  Was verstehen wir unter dem Begriff “Netzneutralität”?
  • ▪   Vor- und Nachteile von Priorisierung
  • ▪   Was würden wir von unserem Anbieter erwarten?
  • ▪   Big Business und Netzneutralität
  • ▪   Orange und Google (YouTube)
  • ▪   Facebook (und der freie Smartphone-Zugang)
  • ▪   Wird der Markt das regeln?
  • ▪   Deep Packet Inspection (DPI)
  • ▪   Wie gehen wir damit um?
  • ▪   Muss “die Netzgemeinde” aktiv werden und wenn ja wie?
Gemeinsam mit euch würden wir gerne nach der Diskussion tragfähige Metaphern, Bilder und Analogien entwickeln, mit denen man Menschen, die nicht vom Fach sind, das Themengebiet Netzneutralität mit seinen Vor- und Nachteilen möglichst korrekt – aber eben einfach – vermitteln kann.



Zum Verlauf des Abends:
Wir waren uns schnell einig, dass Netzneutralität bedeutet, in dem Falle ähnlich wie bei der Post, dass Daten wie Briefe gleich versendet werden, unabhängig davon ob es sich um einen Liebesbrief oder um eine Rechnung handelt, um VoIP Daten, um eine Webseite oder um eine E-Mail.

Für alle die, die jetzt schon abgeschaltet haben und nicht wissen worum es überhaupt geht, oder warum man solche Prinzipien diskutieren sollte, aber am Thema interessiert sind, denen seien die Videos vom Elektrischen Reporter ans Herz gelegt. (Die hängen wir unten nochmal an)

Das Kurze zum Einstieg aus einem Segment für das Heute Journal von Mario Sixtus:



Denkwürdiger Satz, sinngemäß: "Ich möchte nicht dass das Internet in 10 Jahren aussieht wie Kabelfernsehen." Dieses greifen wir später nochmal auf.

Wichtige Begriffe
Aber auch hier kommen Bezeichnungen die vielleicht auf Anhieb nicht verstanden werden: Quality of Service (QoS) zum Beispiel, oder Serviceklassen.

Quality of Service (QoS)
QoS ist eine Technik in Kommunikationsnetzen, mit der vereinfacht dargestellt, einem oder mehreren Diensten eine definierte Qualität, z.B. Bandbreite oder Latenz, garantiert wird. Anwendung findet diese Technologie zum Beispiel beim Fernsehen über das Internet (IPTV) oder der IP-Telefonie (VoIP).



Serviceklassen
Einfach gesagt: Ihr habt eine BIS ZU 16000 Mbit Leitung die real 12000Mbit leistet, dann könnte man mit QoS 2 Mbit für Telefongespräche garantieren und 8Mbit für Fernsehen.
Fernsehen könnte man als eine Serviceklasse bezeichnen und Telefonieren auch als eine.

Fernsehen ist dann Serviceklasse 1 Telefonieren Serviceklasse 2 alles andere Serviceklasse 3.

Dafür dass Serviceklasse 1 und 2 eine Qualität (in unserem Beispiel Bandbreite) garantiert
wird, müssen andere Dienste leiden und diese Dienste werden ausgebremst.

Merke: Keine Priorisierung möglich, ohne andere Dienste zu bremsen.

Allen anderen Diensten, euren Musikstream von Soundcloud, eurem Skype oder Teamspeak, eurem Onlinegame, Facebook und was ihr sonst noch so tut, stehen, wenn der Fernseher läuft und ggf. jemand telefoniert, nur noch 2Mbit zur Verfügung.

World of Warcraft ruckelt dann, die Musik wird abgehackt, Seiten laden langsam, das E-Mailprogramm braucht ewig mit diesen verflixten großen Anhängen etc. etc.
Aber Telefonieren und Fernsehen geht ohne Probleme.

Quality of Service ist erstmal nichts schlechtes.
In Firmennetzwerken wird es z.B. eingesetzt um kritischen Firmenanwendungen immer genug Netzkapazität einzuräumen oder auch zu Hause am eigenen Router möchte man das durchführen können.

Kritisch wird es erst wenn Provider so etwas tun und für uns entscheiden was für uns Priorität hat, was wir wollen und nicht wollen, dürfen und nicht dürfen.

Der Provider kann unliebsame oder Konkurenzangebote verlangsamen, oder wie es die Mobilfunkanbieter tun, Telefonie Services und Apps einfach sperren, wie im Mobilfunk Fall.
Angegeben nur sehr waage im ganz klein gedruckten.

Zum, Beispiel Vodafail
Vodafone: 5.Die Nutzung für Peer-to-Peer-Kommunikation ist nicht gestattet.
Sehr waage, denn am Ende ist alles irgentwie Peer to Peer Traffic.
Hierzu auch gerne mal Golem lesen:
http://www.golem.de/news/vodafone-wegen-ausschluss-von-p2p-abgemahnt-1302-97698.html

Schaut man sich das Telekom Angebot an:
Buchbare Optionen
Music Streaming: Music Flat mit unbegrenztem Zugang zu über 18 Mio. Songs [Anmerkung: geht nicht vom Datenvolumen ab!] 
Internet Telefonie: Telefonie über das Internet (VoIP) [Anmerkung: und Instant Messaging!!!11]

Fühlt man sich schon sehr stark an die schon seit Jahren prophezeite Horror Vision erinnert die dieses Bild zeigt:



Hier einen Ausblick was aus dem Netz werden könnte:



Wir sind der Meinung Netzneutralität sollte gesetzlich, am besten gleich auf EU Ebene, festgeschrieben werden, so wie in den Niederlanden und Slowenien.

Aber noch einmal zum Mobilfunkmarkt.
Die Gegener einer gesetzlichen Regelung führen als Argument oft ins Feld:
"Der Markt regelt dass schon, da kommt einer und macht ein besseres Angebot mit weniger Einschränkungen, dann müssen alle schon nachziehen"

Wie in diesem Video, das eigentlich ganz gut anfängt:



Im Mobilfunk sehen wir klar, seit 2006 also seit ca. 7 Jahren, macht kein Anbieter ein Angebot für einen netzneutralen Zugang.
Wir können nicht wählen und zu dem Anbieter ohne Einschränkungen gehen, selbst wenn wir mehr zahlen wollten.

Der Markt regelt das NICHT.

Das war auch der Tenor während der Diskussion.
Es gibt viele nette Erklärungsvideos zur Netzneutralität auf YouTube, leider beleuchten diese das Thema immer nur zu einem Teilaspekt.
zum Beispiel:

Dieses beschäftigt sich mit dem Zugang zu Bildung und Kultur



Oder dieses der FH Aachen:



Oder die Videos sind zwar umfassend und gut erklärt, aber in der Sound und Produktionsqualität suboptimal, zum Beispiel:



Andere nützliche Quellen:

Die Digitale Gesellschaft hat das Handbuch Netzneutralität als Projekt und Work in Progress veröffentlicht.
https://digitalegesellschaft.de/2012/12/jetzt-neu-unser-handbuch-netzneutralitat/
In dieses Handbuch ist, wie man feststellt wenn man es liest, viel Arbeit geflossen.
Es ist ziemlich umfassend und gibt auch einen guten Überblick über den politischen Diskurs auf nationaler und EU Ebene.

Ebenfalls ein großer Vorteil:
Es bespricht in kurzen verständlichen Abschnitten warum Netzbetreiber die Netzneutralität brechen wollen,
und auch die Mythen, die damit verbunden sind.

Der Nachteil:
Für den Ottonormal Verbraucher ist da zuviel spezielle Information. Und der Umfang mit 28 Seiten ist zum Verteilen zu lang.

Es ist also schon umfangreiche Grundlagenarbeit von vielen zum Thema Netzneutralität vorhanden.
Während der Diskussion kristallisierte sich jedoch heraus, dass eine Konsumentenfreundliche Kurzversion als Flyer oder Faltblatt einfach noch fehlt.
Vielleicht auch ein Begleitvideo, das das Thema für den Konsumenten ohne großen technischen Hintergrund aufarbeitet und mit dem Flyer einhergeht.
Deshalb wollen wir uns in der Runde noch einmal treffen, um darüber zu reden wie man so etwas umsetzen könnte.

Partei Medien
Politisch ist das Thema bei einigen Parteien auch schon angekommen, die das auch wirklich gut und anschaulich kommunizieren, bei denen Netzneutralität jedoch nicht im Mittelpunkt der Animation steht.


Das ist ein Video der Grünen. (Und nicht wie man erwarten könnte der Gender Piraten, zu deren ehemaligen Themen das Internet gehörte.)


Update: ganz so schlimm sieht es mit den Gender Piraten doch nicht aus:
https://piraten-augsburg.de/aktuelles/2013-04/vortrag-uber-netzneutralitat/

Das Video holt den Zuschauer dort ab wo er steht und begleitet an anschaulichen Beispielen die neu entstanden Probleme des Digitalen Zeitalters.

Ein Beispiel wie auch eine Kampagne zur Netzneutralität aussehen könnte.

Netze in denen Netzneutralität nicht gilt.
Netzneutralität ist angelegenheit die nicht nur das Internet betrifft, wir kaben schon ein nicht-netzneutrales transportmedium.
Ihr erinnert euch, die Bemerkung zum Kabelfernsehen weiter oben?

Hier ein Beitrag darüber wie es da gerade rumort:



Ein Netz ohne Netzneutralität, mit Endgelten für das einspeisen und Endgelten fürs ansehen. Und verallgemeinernd gesagt, keine Chance für euren Startup Fernsehsender.

Ein weiteres Thema der Diskussion war Deep Packet Inspection.

Das werden wir dann nochmal in einem eigenen Post beleuchten.
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Weitere Videolinks:

Diskussion Netzneutralität
http://www.youtube.com/watch?v=9jXkxjyKUIg
Elektrischer Reporter
http://www.youtube.com/watch?v=QqaybcFswMg
Taz Netzneutralität
http://www.youtube.com/watch?v=NNZSKjNrP9I
Semper Video über Netzneutralität
http://www.youtube.com/watch?v=-CX4RMKW4GE
Auch eine gute Erklärung mit hinweis auf Kabelfernsehen
http://www.youtube.com/watch?v=zASHI9qdB0U
Macht schlechte Laune: Do people know what netneutrality is
https://www.youtube.com/watch?v=gdY2hUEqXok


Eigentlich müsste man ihnen gratulieren für den besten Troll 2012. Mit minimalem Personal- und Materialeinsatz die Berichterstattung über eine Großveranstaltung, deren Sinn und Zweck völlig derailen und dazu noch die maximale Anzahl von Menschen vor den Kopf stoßen und verärgern. Das ist groß und verdient deshalb besondere Beachtung. Es gibt von den Femtrollen viel zu lernen was das Content-Trolling angeht. Das Attention Whoreing und das egoistische Durchdrücken der eigenen Agenda. Die Strategie ist so einfach wie genial. Wie auch dieser Fall zeigt verletzen die Trolle am meisten, die die größten Stärken des Gegners gegen ihn verwenden. Aber schauen wir uns dass doch mal genauer an:

Es geht also um den 29c3. Die größte Stärke einer Community aus Nerds, Geeks, Internet People, Hackern und Aktivisten ist, ganz klar, deren Tolleranz von Andersartigkeit. "On the internet no one knows you are a dog." Wenn man mit diesen Leuten IRL unterwegs ist interessiert es auch Niemanden dass du ein Hund bist. Aber wie greift man diese Stärke an?


Folgendermaßen:

1.) Stilisiere dich in die Opferrolle. Am besten durch die Nutzung von Dogmen, die es dir erlauben möglichst viele Dinge als Angriff auf dich umzudeuten und dir ein moralisch-intelektuelles Erklärschema liefern, mit dem man Kritiker gut abservieren kann.


2.) Stelle die Behauptung auf deine Gegner besitzen eine Stärke, auf die sie besonders stolz sind, nicht. Am besten bezichtige sie gleich mal der Lüge (vereinfacht: "Nerds/Geeks/Hacker sind Sexisten und intollerant." Am besten haben sie eine inhärente Bedrohungskultur deiner Wahl.)

3.) Finde einen Ort/Veranstaltung wo möglichst viele der besagten Personengruppe zur gleichen Zeit anwesend sind um dich zu inszinieren.

4.) Erfinde ein System mit dem du einzelne Mitglieder beschuldigen/moralisch herabwerten/verurteilen kannst ohne dass diese sich wehren können und stelle sicher dass du das überraschend und ohne Erklärung einführst. So sicherst du dir die moralische Oberhand.

5.) Recherchiere akribisch jede Fehlanwendung deines Systems bevor du dich vor möglichst großem Publikum und Kameras als Opfer inszinierst.

6.) Nutze die Reaktion der sich verteidigenden Community um deine in 2. aufgestellte Behauptungen nun zu untermauern und zu festigen. Am besten beginne noch Streit mit denen die sich durch dein Verhalten am meisten getroffen fühlen bzw. verletzt sind.

7.) Etabliere dass so eine Community von elenden Verbrechern nicht das Recht hat sich gegenüber deinem offensichtlichen moralischen Feldzug zur Wehr zu setzen oder auch nur verletzt zu sein.

8.) ???

9.) PROFIT


Und ich würde den Femtrollen selbst das offizielle "Successfull Troll was Successfull"-Siegel überreichen wenn sie nicht gerade dabei wären meinen Safespace zu vernichten. 


Wer bin ich überhaupt?

Ich bin Internetaktivistin gegen totalitäre Systeme, für ein freies Internet und für mein sehr weites anglosächsisches Verständnis von Freedom of Speech (inb4 Apologet für "mimimi-xyz-was ich nicht leiden kann") und das schon seit fünf Jahren, also eigentlich seit Ende der Oberstufe. (Ich verwende hier absichtlich den englischen Ausdruck "Freedom of Speech" und nicht den Deutschen. Mein Verständnis mag ein anderes sein als deins, was ich denke daran liegt dass ich keine gebürtige Deutsche bin und Deutsch meine erste Fremdsprache ist.)



Meine Fachgebiete sind Grafik und Audio-Visuelle-Medien und wenn es darum geht versteh ich mich durchaus auch als Techie. Ich liebe die Imageboards und verbringe dort auch viel Zeit, bin oft der OP-faggot oder steuere OC bei. Ich habe seltsame Fetische und noch seltsamere Freunde - aus dem Internet. 
Ich mag Brüste und in meiner Freizeit zeichne ich ab und an auch mal diese Klotür-Comics.


Vielleicht fühl ich mich deshalb auch nicht wohl unter "normalen Menschen". Ich fühle mich dort nicht verstanden, darf nicht sagen was ich sagen möchte, muss mich kontrollieren, mein Humor stößt auf Kopfschütteln, meine netzpolitischen und technischen Lieblingsthemen stoßen auf Unverständnis, Desinteresse und Ablehnung.


Ich möchte hier keine Human Interest Story erzählen und alle Schultern mit Tränen benetzen. Das ist keine Leidensgeschichte, so empfinde ich nun mal die Gesellschaft und ich kann damit gut umgehen. Es gibt da ja einen Gegenpol, sichere Orte an denen ich mich verstanden Fühle, Leute in deren Umfeld ich mich nicht verstellen muss, die mich konstruktiv kritisieren, mit denen ich zusammenarbeiten und Sachen erarbeiten kann, die mich unterstützen und bei denen ich mich einfach wohl fühle. Dies ist für mich die Community der Geeks, Nerds, Hacker und Co. Anstatt die gewohnte ablehnende Haltung bei etwas außergewöhnlichen Themen stößt man hier auf Akzeptanz und/oder Interesse. Und gerade Sexismus ist etwas was man dort lange suchen muss. Ich komme aus dem Internet und würde deshalb vielen Femtrollen Regel 20 des Internets ans Herz legen und dann ihr Verhalten und Anklagen, die vorgebracht wurden, nochmal zu überdenken.



Reality Check: Ich hab nicht gesagt Sexismus existiert nicht!

Ich möchte mich nicht zu sehr auf das Femtroll Blogpost Schema einlassen bei dem ein wichtiger Punkt das immer wieder Schildern von demütigenden und beängstigenden Erfahrungen in allen Lebenslagen ist, aber ein wenig darüber reden will ich doch. (inb4 Attentionwhore, Femtroll no u!)


Ich selbst habe Sexismus und Diskriminierung sehr stark während meiner Schulzeit erfahren, dann später im Berufsleben oder auf "normalen" Parties. Meiner Erfahrung nach ist die Warscheinlichkeit bzw. das Level des Sexismus innerhalb von Nerd-/Geek-/Internetpeople/Hackerkreisen deutlich am niedrigsten.



Was mich zu der Schlussfolgerung bringt: Es geht hier hauptsächlich um Aufmerksamkeit für bestimmte Protagonisten und egoistisches Durchsetzen einer engstirnigen dogmatischen Agenda ohne Rücksicht auf Verluste als um das tatsächliche Bekämpfen von Sexismus.

Weil: "Wenn ICH das gut finde, muss das ja gut für alle sein!"

Schauen wir uns doch mal eine eurer Forderungen an:

"No means no"-Plakate an den Toiletten des C3-Kongresses.

Wisst ihr woher ich "no means no" kenne? Aus BDSM Clubs. Und dort steht es nichtmal an den Toiletten, sondern ist Teil des Kodexes in einer Welt in der es um sexuelle Spiele, Dominanz, Macht, Schmerz und Genuß eben dieses geht. Dieses Umfeld ist mir nicht Fremd. Es ist aber ein gänzlich Anderes als dass eines Politik- und Technikkongresses. Mit solchen Forderungen lasst ihr den Kongress aber so erscheinen, und verschreckt und verstört damit. Vorallem schafft ihr damit gerade eben NICHT einen Safespace, außer dass ihr vielleicht damit betonen müsst dass ihr so heiße Schnallen seid das alle auf euch fliegen und ihr euch vor Verehrern kaum retten könnt, selbst wenn ihr zur Toilette geht.

Operation gelungen, Patient tot.



Anekdote dazu:

Es gab übrigens einen sehr offenen Geeks & BDSM Workshop auf dem 29c3 mit mehr als 100 Leuten, dem ich auch mit Begeisterung beigewohnt habe.
Von euch hab ich da Niemanden gesehen, aber es war auch unübersichtlich. Die BDSM Geeks haben sich dort entschlossen sich dann Abends in einem bekannten BDSM Club zu treffen und den Congress für diese Intermezzo zu verlassen (Safespace und so). Dort entstand auch ein Dankesfoto an die generelle Einstellung des Kongressumfelds samt Creepercard:



Ich wäre auch gerne dort gewesen, aber Sex oder Fnord Jahresrückblick? Die Entscheidung liegt auf der Hand.

Aber weiter im Text.

Bei Äußerungen, die dem Zentralrat der Femtrolle (inb4 mimimi Struktureller antisemitismus) nicht passen, gleich mal das Mikro abschalten. Muss ich dazu noch was sagen? 



Freedom of speech, bitches, no exceptions! Ich will das hören! (inb4 Diskurs verlassen blah Hausrecht)

Freedom of Speech gilt auch für euch, ihr könnt mir also hinterher gerne sagen wie Scheiße ihr das findet, mit Fackeln und Mistgabeln oder mit Karten eurer Wahl werfen.



Und dann diese Sektensprache: "Flit-Spaces". Google weiß keine Antwort darauf und ein Femtroll Manual habe ich nicht gefunden. Ich weiß nun also nicht was das ist. Soviel zum Thema "klar artikulieren was man will". Nee, lieber erstmal Verständnishürden und Kadersprache aufbauen. Verdammt, es könne ja jemand versuchen darauf einzugehen!!!1! 

Ich kann auch Sektensprache! :-) Maybe you're stuck in an electronic incident? *lol* (inb4 What are your crimes?)


Liebe Femtrolle, ich wünschte mir eure Intervention z.B. an Schulen, dort wo man Sexismus zum ersten Mal massiv begegnet oder am Arbeitsplatz, wo er sich im Vorgesetzten- und Untergebenenverhältnis mit Chauvinismus mischt und man nur wenige Möglichkeiten hat sich zu wehren. Oder bringt ein Interventionsteam auf die Beine, dass Samstagsnachts am Hamburger Hauptbahnhof die Creeper Cards verteilt.

Disclaimer: Das wird euch keine Twitter-Aufmerksamkeit, keine tollen Facebook Bilder und keine pseudointelektuellen Diskussionen bringen, denn es würde etwas an der Situation ändern, aber davon haltet ihr ja nicht viel. 

Was ich mir nicht wünsche ist, dass ihr Rückzugsräume und Safespaces von anderen Frauen zerstört, die dieses diskriminierungsfreie Umfeld und das Konzept "Es spielt keine Rolle WER du bist, sondern WAS du kannst und tust." schätzen und lieben gelernt haben. (inb4 blah, blah, 

Sexismus schon verinnerlicht, blah, aus der Sichtweise es gäbe keinen, blah, Stockholm Syndrome, blah, blah )




TL;DR: Femtrolls, stop attention whoreing! GTFO my safe space and my internet culture, swallow your butthurt and get shit done where it's needed! 

Wenn ihr wirklich Frauen unterstützen und gegen den Sexismus kämpfen wollt, dann geht zu den Brennpunkten wo sie euch brauchen und verärgert nicht massiv die Menschen, die sowieso schon latent auf eurer Seite stehen. Euer retweeten, ranten, drohen und blocken hat bis jetzt noch keinem weiblichem Individuum weitergeholfen. Das einzige was es bringt ist ein Strom von Katastrophentouristen auf eure Blogs und Twitteraccounts. 





PS: Haben einige von euch schon mal drüber nachgedacht dass manche unangenehme Situationen euch gegenüber kein Sexismus sind, sondern nur Menschen die euch als Person einfach überhaupt nicht leiden können? 

Ich könnte das verstehen. Es ist natürlich immer einfacher die Ablehnung von Menschen auf einen System bedingten Misstand zurückzuführen statt sich einzugestehen dass man selbst vielleicht eine ganz furchtbare Person ist.

Ich erinnere mich an eine Situation auf dem Balkon beim 29c3 wo eine eurer Rädelsführerinnen in einem Kreis um Verständnis bemühter, hilfsbereiter und deeskalierender Menschen stand, die sie anblökte, in höchst zickigem, aroganten und verletzten Ton. Ich glaubte schon es hätte eine zumindest versuchte Vergewaltigung gegeben, so in Rage wurde das Ganze vorgetragen. 


Es dauerte bis ich verstand dass es darum ging dass ihr jemand etwas aus der Hand genommen hatte um ihr zu zeigen wie es funktioniert. Was natürlich total sexistisch ist weil man muss natürlich sofort unterstellen der Unterrichtende hätte das getan weil er ja sicher glaubte sie als Frau könne das nicht bedienen.



WTF?! Verdächtigungen, Annahmen, Unterstellungen, konstruierte Probleme, Profilneurose und Geltundsdrang. 

Wenn dass die Art ist wie ihr mich als Frau gegen Sexismus unterstützten wollt, gute Nacht.





Gerd R. Rueger 11.9.2012 (CC-by-3.0) 

“WikiLeaks –Geheimnisse und Lügen”: 3sat bringt umstrittene Dokumentation

Am Dienstag den 11.9.2012 sendete 3sat eine Dokumentation über WikiLeaks, in deren Zentrum Julian Assange steht. Leider lässt die Guardian-nahe TV-Produktion überwiegend Guardian-Journalisten zu Wort kommen, die zumeist nur Negatives zum WikiLeaks-Gründer zu sagen haben. Guardian, Spiegel und New York Times bildeten 2010 ein Medienkonsortium, das die Leaks aus den Irak- und Afghanistan-Kriegen sowie vertrauliche US-Depeschen exklusiv vermarkten durfte. Doch schon bald kam es zum Bruch mit Assange und zur Gegnerschaft vor allem zum Guardian.

Aufhänger ist ein vierstündiges Home-Interview mit Assange, damals noch im britischen Hausarrest, aus dem aber nur acht Minuten heraus gefiltert wurden. Diese acht Minuten wurden zerhackt und in kleinen Happen zwischen die Statements seiner Gegner geschnitten. So entsteht der Eindruck eines Tribunals, vor dem Assange auf die Vorwürfe antworten kann. Doch was er sagen darf, bestimmen die Macher der Doku. Am Ende hat man nichts Neues erfahren, aber sämtliche Vorwürfe gegen WikiLeaks wurden noch einmal aufgewärmt und suggestiv präsentiert. WikiLeaks protestierte gegen diese Darstellung.

Schwer wiegen vor allem Beschuldigungen, Assange hätte bezüglich der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gelogen, an seinen Händen würde „Blut kleben“ und Quellenschutz wäre ihm unwichtig. Sogar die Schuld an der Inhaftierung des mutmaßlichen Whistleblowers Bradley Manning wird ihm tendenziell angelastet. Sein ständiger Einsatz und seine Fürsprache für Manning wird verschwiegen. Statt dessen wird mit entsprechend eingefügten Interview-Passagen der Eindruck nahegelegt, Assange wäre der Schutz seiner Whistleblower gleichgültig, er wolle sie höheren Zielen opfern. Dies alles behauptet die Doku nicht selbst, aber sie lässt einen Assange-Gegner nach dem anderen sprechen. So wird die Gegnerschar quasi zu Zeugen der Anklage stilisiert, ihre Aussagen zu Beweismaterial –abgemischt mit unterstützenden TV-Bildern, Presseberichten und Statements der US-Regierung. Dazwischen geschnitten sind Assange-Passagen, die zu seiner Verteidigung weitgehend nutzlos sind. Das erweckt nur auf den ersten Blick den Eindruck einer fairen Rede und Gegenrede –Assange bekommt tatsächlich kaum eine Chance, sich gegen Beschuldigungen zu wehren.

Daniel Domscheit-Berg, der deutsche WikiLeaks-Abspalter und OpenLeaks-Gründer, ist der erste einer ganzen Phalanx von früheren Assange-Mitstreitern, die heute seine Gegner sind. Alle lässt der Film gegen den WikiLeaks-Gründer aufmarschieren. In Szene gesetzt werden sie nach einem einheitlichen Muster: Zuerst dürfen sie beschreiben, wie nett sie „Julian“ anfangs fanden, aber dann zeigte Assange ihnen sein angeblich „wahres“ Gesicht: Das eines „Lügners“, „Mafiosos“ und „Irren“, eines „wahren Ungeheuers“ (Zitate).

Assange der Kultführer


Die Hauptzeugen der Anklage kommen aus der Redaktion des Guardian: David Leigh und Nick Davies. Sie loben Julian erst überschwenglich, beschreiben die Zusammenarbeit mit ihm aber als irgendwie merkwürdig, er sei wie ein „Kultführer“, der „nicht von diesem Planeten“ stamme.

David Leigh beginnt leutselig:
„Julian umgab ein seltsames Charisma, er benahm sich, als sei er ein Kultführer. Wir machten sehr bald Witze über die Leute um ihn herum, die Brause-Limonade tranken (...) Also nahm ich ihn mit in unsere Wohnung, gab ihm unser Gästebett. Nur schlief er nicht darin, sondern saß die ganze Nacht vor seinem Laptop und machte geheimnisvolle Dinge. Dann, um fünf Uhr früh, kippte er plötzlich weg. Er trug diese braune Lederjacke, immer bis zum Hals hoch geknöpft. Die zog er nie aus. Um fünf Uhr, am Ende seines Arbeitspensums, fiel er um und schlief in seiner zugeknöpften Lederjacke ein. Solche Dinge gaben einem das Gefühl, man hätte es mit jemandem zu tun, der nicht von diesem Planeten ist.“

Das klingt etwas nach Hacker-Klischee, aber noch ganz nett, doch Leigh schließt später im Film seine Beschreibung von Assange weniger freundlich ab:
„Er schüttelte mir die Hand, schaute mir in die Augen wie ein Mafioso und sagte: ‚Sei vorsichtig‘, so auf diese Art. Ich fand das lächerlich, wie mich diese Person bedroht hat. Seit dem habe ich nicht mehr mit Julian Assange gesprochen...“

Der Guardian-Journalist Nick Davies bezichtigt Assange mehrfach der Lüge und zieht dann den Bogen zu den sexuellen Missbrauchsvorwürfen aus Schweden:
„Assange glaubt an die Dinge, die er ausspricht, in dem Moment, in dem er sie ausspricht. Das ist so wie bei den beiden Frauen aus Schweden. Wenn er das als schmutzige Tricks des Pentagon bezeichnet, dann glaubt er auch daran.“

Davies glaubt nicht daran. Unklar bleibt, woher Nick Davies sein Wissen darüber nimmt, wer hier die Wahrheit sagte und wer nicht. Davies redet sich über Assange regelrecht in Rage, zieht die Brauen hoch, rollt mit den Augen und empört sich:
„Ich vermute, fast jeder, der ihm nahe kommt, erlebt das mit: Man beginnt ihn zu mögen und ihm zu vertrauen und plötzlich erscheint aus dem Nichts dieses Ungeheuer! Wo um Himmels Willen kommt das jetzt her! Plötzlich erkennt man diesen außergewöhnlich verlogenen Mann, ich bin niemals einem derart unehrlichen Menschen wie Julian Assange begegnet!“

Navy-Seals und Menschenrechte


Vieles bewegt sich auf der Ebene persönlicher Vorwürfe gegen Julian Assange, doch auch die Leaks selbst werden hauptsächlich von ihrer negativen Seite dargestellt. Der Abschnitt über die Publikation der Afghan War Diaries durch Guardian, Spiegel & New York Times rückt die Gegenwehr der US-Regierung in den Mittelpunkt. Aber sie wird nicht analysiert oder reflektiert, sondern einfach im O-Ton wieder gegeben und bestätigt:
„48 Stunden lang sprach die ganze Welt von zivilen Opfern und von Taskforce 373, dann fand die NYT auf WikiLeaks Dokumente, die eindeutig die Sicherheit afghanischer Zivilisten gefährdeten.“ Einspieler aus US-Fernsehen: „An WikiLeaks Händen klebt Blut!“ An dieser Stelle der Doku wiederholt ein unheimlicher, aber kaum wahrnehmbarer Hall-Effekt: „...klebt Blut!“

Problematisiert wird in der Doku nicht, dass unter dem Namen „Taskforce 373“ eine US-Kommandoeinheit jenseits der Genfer Konvention Mordanschläge auf als Taliban Verdächtige (und teilweise ihre Familien) durchführte. Wohl aber der „Geheimnisverrat“ durch WikiLeaks, der die Informanten von „Taskforce 373“ gefährdet haben könnte (was bis heute nicht bewiesen ist). Folgerichtig kommt dazu kein Menschenrechts-Experte zu Wort, sondern der US-Navy-Seal (Elitesoldat) Christopher Heben:
„Julian Assange und sein Haufen aufmüpfiger Dummköpfe denken, sie verschießen mal eben diese ganzen Informationen über den Globus und tragen damit zum Weltfrieden bei. Weiter entfernt von der Wahrheit könnte das gar nicht sein. Sie untergraben damit die Fähigkeit der NATO, für Stabilität in fast jeder Unruhe-Region der Welt zu sorgen ... es gibt Drecksarbeit da draußen und die muss getan werden.“

Sogar die Verhaftung und Folterung Bradley Mannings wird tendenziell Assange angelastet. Dabei übernimmt die Doku die Version der US-Regierung und stempelt den mutmaßlichen Whistleblower bereits jetzt zum Schuldigen. Manning stand inzwischen in seiner Vorverhandlung vor dem Militärgericht in Fort Meade, Maryland, hat dort aber keineswegs gestanden der gesuchte Whistleblower zu sein, geschweige denn Assange belastet. Als „Beweise“ dafür präsentiert die Doku nur die lange bekannten Screenshots eines Chats, in dem Manning angeblich zugab, die Geheimdateien geleakt zu haben. Der Anwalt von Bradley Manning hat für seinen Klienten mildernd geltend gemacht, dass kein einziges der angeblich blutigen Opfer des „Geheimnisverrats“ bislang nachgewiesen wurde.

Zoten statt Medaillen


Die zotige Sprache, zu der sich Assange in den vier Stunden Interview offenbar einmal hinreißen ließ, macht ihn leider angreifbar: Die deutsche ZEIT.de zitierte sein Schimpfen auf die Medien als „nuttigste und hinterhältigste Industrie“ in ihrer Würdigung der Doku so, dass Assange sehr unvorteilhaft dastand. Die Doku vermeidet viele Themen, die für WikiLeaks und Assange sprechen könnten: Von der Abschreckung für Kriegsverbrecher bis zur Aufdeckung von Korruption, z.B. bei der deutschen Toll Collect-Affäre. Kein Wort verliert die Doku auch über die zahlreichen Auszeichnungen, von der Medaille der „Sidney Peace Foundation“ für Assange oder vom deutschen „Whistleblower-Award“ für „Anonymous“ von WikiLeaks (mutmaßlich Bradley Manning, sollte er jemals gestehen, fällt ihm der Preis zu –dann droht ihm jedoch langjährige Haft oder sogar die Todesstrafe).

Die Hauptkontroverse von WikiLeaks mit dem Guardian kreiste 2011 um das in einem Guardian-Buch publizierte Passwort für die verschlüsselten US-Depeschen. Die vertraulichen Depeschen wurden damit auf einen Schlag für alle Welt lesbar, was etliche Skandale entfachte und generelle Zweifel am Konzept der Whistleblower-Plattform aufkommen ließ. Die Kontroverse wird in der Doku nur andeutungsweise und zu Lasten von Assange angerissen, zu Wort kommt dazu allein der Buchautor David Leigh. Er wedelt mit einem Stück Papier vor der Kamera herum und behauptet:
“...dieses Stück Papier hat Assange beschrieben... Er sagte mir, dass dieser Ordner dann ablaufen würde, innerhalb von ein paar Stunden gelöscht würde... das hatte viel von James Bond.”

Nur wer die ganze Geschichte kennt, kann hier ahnen, dass es sich wohl um das bewusste Passwort handeln sollte. Mit dem Depeschen-Streit zwischen Assange und Guardian wird kein direkter Zusammenhang hergestellt, aber Assange wird implizit die Alleinschuld zugeschoben. Die Frage nach eigener Sorgfaltspflicht stellen sich die Top-Journalisten des Guardian nicht, obwohl sie durchaus damit hätten rechnen können, dass auch der um den Globus gehetzten Hackergruppe Fehler unterlaufen würden. Fazit: Wer ausschießlich diese Dokumentation kennt, der kann am Ende wohl nur gegen Julian Assange sein. Glücklicherweise gibt es andere, weniger einseitige Dokumentationen über WikiLeaks. /GRR >> http://jasminrevolution.wordpress.com/



“WikiLeaks –Geheimnisse und Lügen”, Buch und Regie: Patrick Forbes, Redaktion: Reinhart Lohmann (ZDF), dt. Erstausstrahlung auf Arte, 14.02.2012, 3sat 11.09.2012

Quellen:
Borchers, Detlef, LKW-Maut: WikiLeaks veröffentlicht geheime Maut-Unterlagen, heise 25.11.2009,
http://www.heise.de/ct/meldung/LKW-Maut-Wikileaks-veroeffentlicht-geheime-Maut-Unterlagen-868208.html

Klöckner, Marcus, Nicht Wegschauen, Telepolis 06.06.2011,
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34885/1.html

Rueger, Gerd R., The defamation of WikiLeaks is based on lies and twists, 19.09.2011,
http://www.scribd.com/doc/65552221/The-Defamation-of-WikiLeaks-is-Based-on-Lies-and-Twists

ZEIT.de, WikiLeaks und die Medien "Die nuttigste, hinterhältigste Industrie, die mir je begegnet ist",
http://www.zeit.de/digital/internet/2012-02/wikileaks-assange-doku-arte

Support Bradley Manning: Bericht aus der Vorverhandlung (arraignment)
http://www.bradleymanning.org/news/notes-from-bradley-mannings-arraignment

WikiLeaks.org zum Film: Guardian’s "WikiLeaks: Secrets and Lies" Documentary: Guardian hacks continue PR war against WikiLeaks
http://wikileaks.org/Guardian-s-WikiLeaks-Secrets-and.html


Es mag sich nach Verschwörungstheorie oder Science Fiction anhören, doch leider belegen die Dox, das es Wahr ist:Die EU sponsort einen Forschungsauftrag mit 15 Millionen Euro, der den Namen "Indect" trägt. Indect ist eine tollle Abkürzung für: "Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment".
Oder zu deutsch:Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Observationen, der Suche und Auffindung für die Sicherheit der Bewohner in Städtischer Umgebung.


Doch was macht INDECT genau?

INDECT ist ein Programm, das Informationen sammeln soll. Es soll auf Überwachungskameras (z.b. Verkehrsüberwachungskameras, Kameras vor und in Geschäften) zugreifen können, genauso wie auf das Internet. Da die Datenflut dieser ganzen Kameras kein Mensch mehr bewältigen kann kommt nun INDECT zum Einsatz um das Datenmaterial zu sichten.

INDECT wird Maßstäbe ansetzen für "normales" Verhalten − und wer von normalem Verhalten abweicht ist Verdächtig.

Sollte eine Person verdächtig genug erscheinen werden dann Maßnahmen eingeleitet:
INDECT kann das Handy der Person anzapfen, die Polizei verständigen und, sollte die Person z.b. mit dem Auto unterwegs sein, Drohnen starten, die Person verfolgen und die Polizei bis zur Festnahme unterstützen. Als wäre das noch nicht genug würden natürlich nicht nur die Daten der Überwachungskameras ausgewertet, sondern auch Daten aus dem Internet (Foren, Facebook, Twitter, ect.).



Schnell wäre ein Überwachungsstaat geschaffen.

"Noch" ist das Ganze ein Forschungsprojekt. Unter anderem an der Uni Wuppertal wird es entwickelt. Doch es soll (nach immer mal wieder dementierten und dann wiederkehrenden Gerüchten) bereits in Polen bei der EM gegen Hooligans eingesetzt werden.Selbst das BKA soll sich von INDECT distanziert haben, weil es zu weit geht. Der Grundtenor lautet: "In Deutschland undenkbar, doch wir könnens verkaufen".


Weitere Infos / Dox:
Offizielle Seite: http://www.indect-project.eu/
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/INDECT
Stoppt Indect:http://www.stopp-indect.info/?page_id=46&lang=de
Erste geleakte / veröffentlichte Texte:http://indect-yrwrf.posterous.com/indect-papers
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Berichte zu Indect:Bayern2:http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/politik-gesellschaft/ueberwachung-indect-europa100.html
Piraten vs. Indect:http://www.piratenpartei.de/Pressemitteilung/bericht-des-innenministeriums-zu-indect-%C3%B6ffentlich-machen-piraten-wenden-sich-gegen
Operation auf Anonymous-Bremen:http://anon-hb.ning.com/forum/topics/operation-stop-indect?xg_source=activity
Video aus der Operation von 3Sat in besserer Qualität:http://www.youtube.com/watch?v=F_izSRnT98Q
Die Köpfe hinter Indect:http://fm4.orf.at/stories/1694349/
Westpol über Indect:http://www.youtube.com/watch?v=hOS9h62loXM&feature=youtu.be
Phoenix: Städte in Angst - Indect.http://www.youtube.com/watch?v=RMuZJVfytrI&feature=g-u-u&context=G2b787e8FUAAAAAAAAAA
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Freimachung des Weges // Drohneneinsatz in Europa:Drohnen auch für nichtmilitärische Zwecke einsetzen:http://www.gulli.com/news/17798-deutschland-drohnen-zur-videoueberwachung-2012-01-03
Natürlich ist auch England vorne mit dabei:http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/01/35054/
Eu will mehr Drohnen:http://heise-online.mobi/tp/blogs/8/151231?from-classic=1
Gesetzesänderung für Drohneneinsatz:http://www.internet-law.de/2011/12/bundesregierung-will-drohnen-zulassen.html
Und genehmigt:http://www.heise.de/tp/artikel/36/36309/1.html
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Linksammlung im Forum:http://www.anonamegame.net/forum/showthread.php?tid=346
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Testlauf in Polen:http://www.derwesten.de/politik/polen-plant-die-totale-ueberwachung-der-em-fans-id6130223.html



Fefe hatte am 28. Februar eine Audiodatei aus einer Verhandlung der EU-Kommission zugespielt bekommen und diese auf seinem Blog eingestellt. Die Arbeitsgruppe "Koalition der Willigen" bespricht Möglichkeiten der Bekämpfung von Kinderpornographie (KiPo) im Internet.

Leider ist die Tonqualität der Aufnahme nicht die beste und viele Redner haben einen starken Akzent oder nuscheln ins Mikrofon (oder fragten einfach ohne drauf los) weshalb manche Angaben nicht genau verstanden wurden. Deshalb sollte man sich die Aufnahme am besten selbst anhören wenn das Thema interessiert.

Hier eine grobe Zusammenfassung an interessanten Kommentaren und wichtigen Informationen.


Nintendo Präsentation:

  • in Japan kann man Zertifikate für Webseiten erhalten die User Generated Content hosten wenn diese nur Inhalte hosten die für Kinder sicher sind
  • kritische Zuschauerfragen bez. mögliche Zensur im Netz und dass damit KiPo nicht wirklich bekämpft wird


Microsoft Präsentation:

  • Microsoft erklärt wie ihr Algorythmus "Photo DNA" funktioniert und wie und wo es eingesetzt wird
  • "Photo DNA" berechnet einen Wert aus den Pixeln des Bildes, diese stehen dann in einer Datenbank, somit können KiPo Bilder entdeckt werden und Ermittler etwas dagegen tun oder die Service Provider oder Webseiten Betreiber das Bild entfernen
  • kritische Zuschauerfragen: man könne durch evtl. leaken der Datenbank es Leuten ermöglichen durch z.b. Botnetze diese Bilder im Netz zu finden.
  • Zuschauerfrage: Könnte Microsoft nicht die "Photo DNA" Daten auf Windows einspielen und beim scan entdeckte KiPo Bilder den Rechner komplett ausschalten? Somit könnte man die KiPo Konsumenten ausfindig machen.
  • kritische Zuschauerfrage: Könnte "Photo DNA" von der Content Industrie missbraucht werden um andere Inhalte aus dem Netz zu fischen?
  • Microsoft beteuert keine Pläne zu haben "Photo DNA" für anderes als KiPo Ermittlungen einzusetzen.


Telekom Präsentation:

  • als Internetprovider würden sie, nachdem sie Info bez. KiPo auf einem ihrer Server erhalten haben, diese Info an die zuständigen Behörden weiterleiten und nach Sichtung und Freigabe durch diese dann entfernen.
  • es gibt wohl eine von Herstellern und Anbietern ausgearbeitete Regelung zur Vorgehung bei der Entdeckung von KiPo Material welche in Zukunft implementiert werden soll und schneller zum Entfernen und ermitteln gegen solche Inhalte führen soll
  • Zuschauerfrage eines britischen ISP: Warum macht man es in der EU so kompiziert? In UK würde alles viel schneller und eigenständiger gehandhabt.


Desweiteren fallen in der Diskussion interessante Sätze wie z.b. von der Telekom:
"Wir halten uns da manchmal an die gesetzlichen Regelungen." Eine Kollegin unterbricht ihn. "Hab ich manchmal gesagt? Ich meine natürlich 'immer'. Wir halten uns immer an die gesetztlichen Regelungen."

Des öfteren Fällt natürlich auch die Frage warum man solche Filtertechniken einsetzen sollte wo es doch anschließend von der Content Industrie für ihre eigenen Filterungen missbraucht werden könnte. Solche Fragen werden meist damit abgewunken dass man in dieser Sitzung sich nur mit dem Problem von KiPo Bildmaterial im Internet befassen will. Vorallem bei "Photo DNA" wird kritisch gefragt ob es für Kriminelle dann nicht möglich sei anhand von evtl. geleakten Codes aus dieser Datenbank selbst ein Botnetz loszuschicken diese Bilder im Netz für ihn ausfindig zu machen.

Andere Vorschläge wie z.b. bestehende Techniken der Content Industrie bei der Bekämpfung von KiPo Material einzusetzen scheint zuvor keinem eingefallen zu sein. Der Microsoft Mitarbeiter merkt an das es u.a. Techniken zum Filtern von Videos gibt die man dafür sicherlich verwenden könnte, aber dies bisher wohl nicht gemacht wird.

Alles in Allem wird in dieser Runde darüber diskutiert wer wieso nicht welche Filtermöglichkeiten einsetzt, wieso die Polizei nicht vorran kommt, weshalb man von den armen Kindern ablenkt und immer wieder auf mögliche Einschnitte in die Privatsphäre oder der freien Meinungsäußerung aufbringt.

Man sieht: So schlimm Kinderpornographie auch sein mag, diejenigen die die Filtermöglichkeiten anbieten und einsetzen denken wenig über mögliche Folgen für das freie Internet nach.

Wir haben für euch die wichtigsten Events in der Geschichte des Anti Counterfeiting Trade Agreement und dem Widerstand gegen das Abkommen in einer interaktiven Timeline visualisiert.



Den Link dorthin findet Ihr hier:

http://www.tiki-toki.com/timeline/entry/26886/ACTA-Timeline/

Das ganze wäre natürlich nicht möglich gewesen ohne die Informationen von http://www.laquadrature.net/ und Wikileaks


Wenn ihr Fehler findet, oder möchtet dass noch Dinge hinzugefügt werden, schreibt es uns in die Kommentare zu diesem Blog Eintrag.

Acta kurz und sachlich zu erklären ist oft ein Problem vorallem wenn es um Freunde/Bekannte/Eltern geht die sich nicht so schnell und einfach im Netz bewegen.

Das Vertragswerk ist groß und umfassend, und fast nur von Juristen zu verstehen

Mit diesem Blogeintrag wollen wir euch aus der Erklärungsnot helfen.



ACTA
Anti-Counterfeiting Trade Agreement, zu Deutsch das Anti-Fälschungs-Handelsabkommen

Vielleicht hast Du schon mal davon gehört, aber was genau steckt eigentlich dahinter?

Das Abkommen soll den internationalen Schutz von Copyright-Rechten verbessern und Staaten dafür mit schlagkräftigen Verfahren und Maßnahmen ausstatten. Es gibt eigentlich schon andere Abkommen dafür, aber die gehen einigen Staaten noch nicht weit genug.

Die ACTA-Staaten wollen sich um zwei Baustellen gleichzeitig kümmern, nämlich um Produktfälschungen, also z.B. gefälschte Markenschuhe, und um Raubkopien, z.B. Kinofilm-DVDs oder illegales Filesharing.

Aber hey, was hat das mit Dir zu tun?
Mehr, als Du denkst! Durch ACTA sollen die Behörden mehr Möglichkeiten bekommen, gegen Fälscher und Filesharer vorzugehen. Und dabei wird es völlig egal sein, ob man wirklich Mist gebaut hat oder zu Unrecht verdächtigt wird. Denn für ACTA reicht schon ein Verdacht völlig aus.

Vielleicht denkst Du jetzt: „Ok, das Risiko ist bei mir ja wohl gering. Wo liegt das Problem?“

Fakes im Ausland bestellen ist eine Sache. Das hast Du selber in der Hand. Aber weißt Du genau, welche Inhalte im Internet unter Copyright fallen und welche nicht? Vielleicht verstößt ja eine kleine Anwendung, die Du gerade programmiert hast, eigentlich gegen das Copyright irgendeines Konzerns. Oder vielleicht geht ein Download-Link gar nicht zur Partyeinladung, sondern zum Download einer Copyright-geschützten Datei. Wer da draufklickt, hat schon verloren. Von kritischen oder humorigen Videos auf Plattformen mal ganz abgesehen.

Die ACTA-Staaten denken immerhin, dass das gar nicht so leicht auseinanderzuhalten ist. Und nur um sicherzugehen, haben sie in ACTA auch eine Regelung mit drin, die eine Haftung für Copyright-Verstöße begrenzt. Damit im schlimmsten Fall nicht so viel Schadensersatz gezahlt werden muss. Schade, dass das nicht für Dich gelten wird, sondern nur für Behörden. Ja, Du hast richtig gehört. Die ACTA-Staaten wissen selbst nicht so genau, ob es ihren Behörden gelingen wird, garantiert nicht gegen irgendein Copyright zu verstoßen.
Deshalb bauen sie in ACTA ein Hintertürchein ein. Allerdings nur für sie, nicht für Dich. Du kriegst schon beim Verdacht eines Copyright-Verstoßes das volle Programm. Dein Name und Deine Adresse werden an die Copyright-Konzerne herausgegeben, auch gern durch Deinen Online Provider. Und der Schadensersatz, den Du zahlst (vllt eher "zahlen könntest"), hat kein Limit.

Du legst besser schonmal ein Sparschwein an, um für den Fall der Fälle einen Notgroschen gegen die Anwaltsmeute der Konzerne zu haben. Außerdem sollst Du gezwungen werden, über Deine Kontakte, z.B. andere Filesharer, auszusagen. Unschuldsvermutung war gestern.



Der ACTA-Kraken will Daten sammeln wie wild, selbst wenn überhaupt noch nicht feststeht, ob wirklich ein Copyright-Verstoß vorliegt. Und alle Kanonen, die ACTA gegen Spatzen in Position bringt, werden hinter verschlossenen Türen festgelegt. Wer braucht schon Transparenz, wenn es um die Einschränkung der Freiheitsrechte von Millionen Usern geht?! Wenn Start-ups und kleine Firmen sich in Zukunft nicht mehr trauen, neue Produkte auf den Markt zu bringen, weil sie Angst haben müssen, von irgendeinem Konzern in Millionenhöhe verklagt zu werden?



Im Internet geht längst die Angst um, wegen eines Copyright-Verstoßes vor Gericht gezerrt zu werden. Warum sonst sind inzwischen hunderte Videos wegen bestimmter Musik oder Filmausschnitten nicht mehr auf Youtube verfügbar? Gesperrt, gelöscht, für bestimmte Nutzer blockiert. Wenn Du dagegen etwas unternehmen willst, dann jetzt!


Google ACTA! Es gibt viele Webseiten mit Informationen darüber. Tweete was das Zeug hält und informiere andere. Geh auf die Straße! Stopp den Kraken!


Wenn ihr das mit dem Erklären besser könnt: Nutzt die Kommentare!

Als recap nochmal den Weg von Youtube 2008, zum Portal heute.

Schon 2008 war die Entwicklung abzusehen, dass youtube weg geht von User generated Content, der Rough und edgy sein kann, hin zu professionell produziertem Content zu dem man Werbung schalten kann.
Damit verliert der Nutzer als Videoproduzent seine Bedeutung, und genauso die User Message und im Gegenzug gewinnt Werbung und Commercial Content.

Ob Youtube für den Aktivismus mit der fortschreitenden Entwicklung weiter eine wichtige Rolle spielen wird, oder langsam zu einer Art zweiten Hulu werden wird, wird sich zeigen.

Hier ein Video das schon 2008 die Runde machte, und keiner wollte es glauben:




Hier ein Vergleich

youtube Portal 2008:



youtube heute: