Anonymous Hamburg
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Impfgegner? Ist ja normalerweise nicht in unserem Agendakatalog. Aber als uns vor kurzem der Film "Wir Impfen Nicht!" von Michael Leitner an's Herz gelegt wurde, mussten wir doch noch einmal genauer nachforschen.


Es ist ja bekannt, dass Scientology gerne in der Esoterikszene fischt. Und gegen das Impfen sein ist eine Einstiegsdroge in den Esoteriksumpf. Also wundert es kaum, dass man alte Bekannte dort bei der "Arbeit" findet. 

Michael Leitner

Michael Leitner ist unter anderem der Autor von Mythos HIV

Hier die Rezension von Amazon:
Michael Leitner schreibt mit einer ziemliche Wut im Bauch. Der Journalist und Buchautor fühlt sich "bewußt in die Irre geführt", "manipuliert", "belogen" und sogar "betrogen" und zwar gleich von mehreren tausend Ärzten und Wissenschaftlern die behaupten, dass HIV die Krankheit AIDS auslöst. Leitners Behauptung dagegen lautet: "AIDS ist ein Irrtum, HIV ist eine Erfindung".

Leitner untermauert seine These mit einer recht eigenwilligen Patchwork-Technik. Tief greift er dabei in die Stapel von Sekundär- und Tertiärliteratur, die in der Szene der so genannten AIDS-Dissidenten schon seit 15 Jahren zirkulieren und kompiliert daraus eine wahrscheinlich recht vollständige Ansammlung von alternativen AIDS-Thesen. Dass sich einige dieser Argumente gegenseitig widersprechen, andere schon längst widerlegt wurden, scheint Leitner nicht gestört zu haben: Mal steht da zu lesen, dass HIV niemals die "primär kausale Ursache" von AIDS sein könne. Wenige Kapitel später erfährt der Leser, dass es HIV ja eigentlich überhaupt nicht gibt.

Herkömmliche Informationsquellen anzuzapfen hat sich Leitner erspart. Renommierte Forschungsinstitutionen wie das Robert Koch Institut hätten sich schlicht "geweigert", seine Fragen zu beantworten. Einzelne, in sich geschlossene Abschnitte, wie etwa das vom Wiener Gynäkologen Chrisitan Fiala verfasste Kapitel über das Zustandekommen von Statistiken über AIDS-Fälle in Afrika zeigen, wie eine intelligentere Auseinandersetzung mit dem Thema aussehen könnte: Fiala berichtet faktenreich und aus eigenen Erfahrungen. Und: Er argumentiert zielstrebig und konzise. Alles Qualitäten, die diesem Buch auf weiten Strecken fehlen.

Lesbar ist Mythos HIV also bestenfalls als eine Art Reiseführer in die Gedankenwelt der verschworenen Szene der AIDS-Dissidenten. Die "kritische Analyse der AIDS Hysterie" bleibt das Buch dagegen schuldig. Dafür hätte es einen kühleren Kopf und weniger Wut benötigt. -- Günther Strauss

Er ist außerdem reger Besucher von der Gruppe "Neue Impulse". Sein Film "H5N1 antwortet nicht" wurde vom Verein auch finanziert.
Diese Gruppe wird aufgrund Ihrer Verbindung zur Scientology vom Verfassungsschutz überwacht.
Auf Seite 221 unten rechts findest du im Bericht von 2005 die Gruppe erwähnt.
Gegründet wurde das Netzwerk von Michael Hinz. Die Gruppe nutzte zeitweise ein Gebäude, das auch von der „Familienföderation für den Weltfrieden“ in Stuttgart genutzt wurde. Bei der Gruppe (FFWF) handelt es sich um die Mun-Sekte.

Die Webseite der Gruppe ist inzwischen nicht mehr vorhanden. In der Kent-Depesche gibt es noch den Mitgliedsantrag
Das liegt daran, dass der Gründer und Scientologe Michael Hinz auch der Herausgeber der Kent-Depesche ist.
Hier ein wundervolles ZItat von ihm, aus "Psychopolitik II" (ein Ende der 1990er Jahre von Hinz herausgegebenes Heft), S. 17-18:

"Wenn ich hier schreiben würde, daß die Menschen unter Adolf noch freier waren als die heutigen deutschen Norm- und Standardmichl, würden sie mein Buch sofort konfiszieren und einstampfen, dem Vertrieb eine kriminal- polizeiliche Razzia auf den Hals hetzen und mich selbst wegen angeblicher Volksverhetzung ins Gefängnis stecken. Deshalb schreibe ich das hier auch nicht. Das nenne ich echte, ungetrübte Freiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Redefreiheit, und ich weiß, daß ich mich auf das Grundgesetz jederzeit verlassen kann. Eine seltsame Angelegenheit."

Michael Leitner schreibt auch gerne für die Kent-Depesche
Der Kent hat dem Film auch eine Bewertung gegeben auf die der Leitner recht stolz zu sein scheint.
Michael Kent (Kent-Depesche): Sehr schön geworden! Freue mich darauf, die Werbetrommel dafür rühren zu dürfen. Jeder Mensch in Deutschland sollte diesen Film gesehen haben!!

Hans Tolzin
Gleich nach dem Vorspann gibt Leitner unter Beteiligung von Hans Tolzin an, dass sie auch versucht haben, Impfbefürworter zu Wort zu kommen lassen.
Wer ist Hans Tolzin?
Hans U. P. Tolzin ist ein gelernter Milchwirt aus Schwäbisch Hall. Er macht sich besonders einen Namen indem er als Ritalingegner aktiv ist und auch behauptet AIDS sei ein Mythos.

Er verteilt dabei scheinbar auch Kontakte zu Scientologybezogenen Gruppen

Er war auch 20 Jahre Mitglied der Mun Sekte und hat auch Bücher für diese verkauft
(Mun Sekte hatte ich oben bereits im Zusammenhang mit der Scientology Gruppe erwähnt.)

Zum Inhalt des Films

Das zu Tode geimpfte Kind hat einen eigenen Artikel in der Süddeutschen
Es wurde aber nicht todgeimpft. Der Vater hat das Kind eigenhändig umgebracht. Ein kleines Detail, welches im Film nicht erwähnt wird

Oder dieses Zitat:
"Da Babies noch keine Blut-Hirn-Schranke haben, könnten die Chemikalien aus den Impfstoffen ungehindert ins Gehirn eindringen und verursachten dort Schwellungen und Entzündungen die extrem schmerzhaft sind."
Zwischen den beiden Dingen gibt es keinen Zusammenhang. Zu den Chemikalien komme ich später übrigens auch noch einmal.


Frau Müller erklärt lang und breit ihre Thesen und behauptet, dass diese durch Fachliteratur gedeckt seien.
Das schrille Schreien wird in der Literatur auch als Hirnschrei bezeichnet.
Abgesehen von einigen homeopathischen Büchern behandeln nur zwei medizinische Bücher zutage diesen Ausdruck. Beide etwa 150 Jahre alt. Quasi ganz aktuelle Fachliteratur.


Auch das:
“die Mutter des Kindes hätte sich von ihm auf richterliche Anordnung trennen müssen.”
ist rechtlich nicht wirklich haltbar. Das müsstest du als ehemailge Jurastudentin wissen.


Wie steht es um dieses Zitat zu Anfang:
"Würden Sie sich oder Ihren Kindern freiwillig eine der folgenden Substanzen injizieren lassen:
  • Das Zell- und Nervengift Aluminium
  • Oder das krebserregende Nervengift Formaldehyd?
  • Dann vielleicht organische Quecksilberverbindungen wie Thiomersal?
  • Oder einen Schwarm genetisch veränderter Mikroorganismen, die auf Embryonalzellen oder pürierten Mücken gezüchtet wurden?"

Aluminium
Aluminium ist das häufigste metallische Element und kommt praktisch überall vor. Jeder Mensch nimmt pro Tag mehrere Milligramm Aluminium über Nahrung und Trinkwasser auf. Wenn dies tatsächlich ein Nervengift wäre, hätte die menschliche Rasse nicht lange durchgehalten.
Die Menge des enthaltenen Aluminiumhydroxids in einer Impfdosis beträgt in den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen 0,2 bis 2,4 mg (letzteres nur im Sechsfachimpfstoff Tet-Dipht-Pert-Polio-Hib-HepB, sonst meist um die 0,5 mg und weniger) und ist damit geringer als in vielen Lebensmitteln.
Dass Aluminium zu der Alzheimer-Krankheit oder kognitiven Dysfunktionen im Alter führt konnte bisher auch noch nicht belegt werden.
"Das BfR sieht [...] keine Gesundheitsgefahr für Verbraucher durch eine Aluminiumaufnahme aus Lebensmittelbedarfsgegenständen und kosmetischen Mitteln.", Bundesinstitut für Risikobewertung, 2007
Später im Film wird auch behauptet, dass die Aluminiumverbindungen das Gehirn angreifen. Das ist höchst unplausibel, da der Stoff in der Impfung wasserunlöslich ist und nicht in die Blutbahn gelangt. Und in den Kopf wird man eher selten geimpft werden …

Formaldehyd
Formaldehyd ist ein ganz normales Zwischenprodukt des Stoffwechsels; jeder Mensch bildet pro Tag selbst etwa 50 Gramm davon, im Blut sind ständig 2-3 mg pro Liter vorhanden. Impfstoffe dürfen maximal 0,2 mg/ml enthalten, eine verschwindend geringe Menge. Formaldehyd als Nervengift z ubeschreiben ist daher meiner Meinung nach etwas weit hergeholt.

Thiomersal
Bei Thiomersal handelt es sich um eine organische Quecksilberverbindung, das so genannte Ethylquecksilber. Ethylquecksilber hat eine wesentlich kürzere Eliminationshalbwertszeit für die Ausscheidung aus dem Körper als Methylquecksilber, das u.a. über die Nahrung aufgenommen wird.
Selbst für Schwangere gilt die Aufnahme von 1,6µg/kg Körpergewicht Methylquecksilber pro Woche (z.B. aus Fisch) als unbedenklich.
Pichichero ME, Cernichiari E, Lorelato J, Treanor J: Mercury concentrations and metabolism in infants receiving vaccines containing thiomersal: a descriptive study. Lancet 2002; 360; 1737 – 1740
Man könnte natürlich immer noch besorgt sein, denn jeder “weiß ja”, dass Quecksilber giftig ist. Dennoch haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Institute of Medicine (IoM) in den USA und die European Medicines Agency (EMA) übereinstimmend geschlussfolgert:
  • Die epidemiologischen Daten sprechen gegen einen Zusammenhang zwischen Thiomersal in Kinderimpfstoffen und Autismus.
  • Der Nutzen Thiomersal-haltiger Impfstoffe ist deutlich höher als dieses hypothetische Risiko.


“Schwarm genetisch veränderter Mikroorganismen”
Bei der Herstellung von Impfstoffen werden nun mal oft Embryonierte Hühnereier verwendet und die Gentechnik ist ebenfalls nützlich. Ein Problem sehe ich hier nicht wirklich. Eventuell versucht Leitner mit einem Ekelfaktor zu punkten. Der große Vorteil der Virusvermehrung im embryonierten Hühnerei ist die hohe Ausbeute an Viren. Dies wurde schon ab den 1960er Jahren bei der Herstellung verschiedener Impfstoffe genutzt, um beispielsweise genügend Ausgangsmaterial für Totimpfstoffe (Spaltvakzine) gegen das Masernvirus und verschiedene Influenzaviren zu gewinnen. Besonders bei letzteren erreicht die Vermehrung in Zellkulturen bislang keine ausreichend hohe Viruskonzentrationen, so dass das embryonierte Hühnerei bis heute die industrielle Produktion von Influenza-Impfstoffen bestimmt.


Zwischenfazit
Ich habe bisher weniger als 1% des Films geschafft und schon eine gute Seite an Falschbehauptungen auflisten können. Ich hoffe du kannst mein Problem mit der Aussage "Wir Impfen NICHT" verstehen.

Warum Impfen?
In Deutschland sterben fünf Mal mehr Kinder an Masern als bisher angenommen. Grund ist die wachsende Impfmüdigkeit vieler Eltern.

Impfkosten vs. Krankheitskosten
Gehen wir von der aktuellen H1N1-Impfung aus.
Hier eine Überprüfung mit Hilfe einer überschlagsmäßigen Kostenrechnung:
In einem Szenario mit Impfung entstehen Kosten von ca. 3,9 Milliarden €. In einem Szenario ohne Impfung entstehen Kosten von ca. 7,6 Milliarden €.
Diese Rechnung enthält nur den Arbeitsausfall und die Krankenhauskosten. Es sind noch nichtmal die schwersten Fälle von Erkrankungen oder gar Todesfälle eingerechnet (wie viel ist ein Menschenleben wert?), ebenso keine weiteren Behandlungskosten im Krankenhaus oder danach. Dies würde die Rechnung noch weiter zugunsten des Szenarios mit Impfung verschieben.
Die Infektionsrate müsste auf ca. 3,5% sinken, damit die Kosten in beiden Fällen etwa gleich sind.

Kinderkrankeiten, Schutz durch Natürliches Erkranken vs. Impfung
Beispielsweise gibt es bei einer Masern-Erkrankung die folgenden Komplikationen
  • Exanthem: 98%
  • Fieber: 98%
  • Abfall der Blutplättchen: 1 von 3000
  • Enzephalitis: 1 von 1000
  • Tod: 1 von 1000 bis 1 von 20000
Im Vergleich dazu die Risiken der MMR-Impfung:
  • Exanthem: 5%, schwach
  • Fieber: 3 bis 15%
  • Abfall der Blutplättchen: 1 von 30000 bis 1 von 50000
  • Enzephalitis: 1 von 1 Million
  • Tod: keine
Weitere Infos findest du zum Beispiel hier:
Oder um es aufs einfachste und populistischste herunterzubrechen:

Um Scientology ist es still geworden – möchte man meinen. Doch die gefährliche Sekte lauert nun verstärkt mit ihren Tarnorganisationen auf Beute. Immer häufiger sieht man Beispielsweise Narconon  mit ihren „Sag nein zu Drogen!“ Ständen in den Hamburger Fußgängerzonen. Viele Menschen wissen nicht dass es sich hierbei um Scientology handelt. Umso wichtiger ist es dass man sich im Internet genauer und vor allem frei darüber informieren kann. „Das Internet vergisst nicht“ war bisher ein geläufiger Spruch wenn es um Informationen, u.a. auch persönliche Daten, im Netz geht. Doch durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Mai dieses Jahres sind Suchmaschinen dazu verpflichtet persönliche Daten aus ihren Suchergebnissen zu löschen, sollte die Person dies beantragen. Sogeschehen bei einer in einem Spiegel Online Artikel genannten Person die inScientology Geschäfte verwickelt war. Gerade durch solche Informationen kann man z.B. Rückschlüsse auf oben genannte Tarnorganisationen ziehen, vor allem wenn diese noch nicht weitläufig als solche bekannt sind. Scientology nutzt also die Löschung von Suchergebnissen zu persönlichen Daten um Verbindungen von Tarnorganisationen zur Sekte zu verschleiern. Dies zeigt wieder einmal wie hinterlistig diese Sekte beim Versuch der Mitgliedergewinnung ist.



Im Makerspace Attraktor in Hamburg findet jeden Dienstag die Veranstaltung " Back to Hack" statt, und die Ankündigung für letzten Dienstag war:



Beim Back to Hack am 26. Februar möchten wir mit euch – ergebnisoffen – über das Thema Netzneutralität diskutieren.
  • Netzneutralität bezeichnet die wertneutrale Datenübertragung im Internet. Netzneutrale Internetdienstanbieter senden alle Datenpakete unverändert und in gleicher Qualität von und an ihre Kunden, unabhängig davon, woher diese stammen, zu welchem Ziel sie transportiert werden sollen, was Inhalt der Pakete ist und welche Anwendung die Pakete generiert hat.
Ein einfaches Prinzip, das jedoch erfahrungsgemäß schwierig an Nicht-Nerds und -Geeks zu vermittelt ist.
In der Diskussion möchten wir auf folgende Fragen eingehen:
  • ▪  Was verstehen wir unter dem Begriff “Netzneutralität”?
  • ▪   Vor- und Nachteile von Priorisierung
  • ▪   Was würden wir von unserem Anbieter erwarten?
  • ▪   Big Business und Netzneutralität
  • ▪   Orange und Google (YouTube)
  • ▪   Facebook (und der freie Smartphone-Zugang)
  • ▪   Wird der Markt das regeln?
  • ▪   Deep Packet Inspection (DPI)
  • ▪   Wie gehen wir damit um?
  • ▪   Muss “die Netzgemeinde” aktiv werden und wenn ja wie?
Gemeinsam mit euch würden wir gerne nach der Diskussion tragfähige Metaphern, Bilder und Analogien entwickeln, mit denen man Menschen, die nicht vom Fach sind, das Themengebiet Netzneutralität mit seinen Vor- und Nachteilen möglichst korrekt – aber eben einfach – vermitteln kann.



Zum Verlauf des Abends:
Wir waren uns schnell einig, dass Netzneutralität bedeutet, in dem Falle ähnlich wie bei der Post, dass Daten wie Briefe gleich versendet werden, unabhängig davon ob es sich um einen Liebesbrief oder um eine Rechnung handelt, um VoIP Daten, um eine Webseite oder um eine E-Mail.

Für alle die, die jetzt schon abgeschaltet haben und nicht wissen worum es überhaupt geht, oder warum man solche Prinzipien diskutieren sollte, aber am Thema interessiert sind, denen seien die Videos vom Elektrischen Reporter ans Herz gelegt. (Die hängen wir unten nochmal an)

Das Kurze zum Einstieg aus einem Segment für das Heute Journal von Mario Sixtus:



Denkwürdiger Satz, sinngemäß: "Ich möchte nicht dass das Internet in 10 Jahren aussieht wie Kabelfernsehen." Dieses greifen wir später nochmal auf.

Wichtige Begriffe
Aber auch hier kommen Bezeichnungen die vielleicht auf Anhieb nicht verstanden werden: Quality of Service (QoS) zum Beispiel, oder Serviceklassen.

Quality of Service (QoS)
QoS ist eine Technik in Kommunikationsnetzen, mit der vereinfacht dargestellt, einem oder mehreren Diensten eine definierte Qualität, z.B. Bandbreite oder Latenz, garantiert wird. Anwendung findet diese Technologie zum Beispiel beim Fernsehen über das Internet (IPTV) oder der IP-Telefonie (VoIP).



Serviceklassen
Einfach gesagt: Ihr habt eine BIS ZU 16000 Mbit Leitung die real 12000Mbit leistet, dann könnte man mit QoS 2 Mbit für Telefongespräche garantieren und 8Mbit für Fernsehen.
Fernsehen könnte man als eine Serviceklasse bezeichnen und Telefonieren auch als eine.

Fernsehen ist dann Serviceklasse 1 Telefonieren Serviceklasse 2 alles andere Serviceklasse 3.

Dafür dass Serviceklasse 1 und 2 eine Qualität (in unserem Beispiel Bandbreite) garantiert
wird, müssen andere Dienste leiden und diese Dienste werden ausgebremst.

Merke: Keine Priorisierung möglich, ohne andere Dienste zu bremsen.

Allen anderen Diensten, euren Musikstream von Soundcloud, eurem Skype oder Teamspeak, eurem Onlinegame, Facebook und was ihr sonst noch so tut, stehen, wenn der Fernseher läuft und ggf. jemand telefoniert, nur noch 2Mbit zur Verfügung.

World of Warcraft ruckelt dann, die Musik wird abgehackt, Seiten laden langsam, das E-Mailprogramm braucht ewig mit diesen verflixten großen Anhängen etc. etc.
Aber Telefonieren und Fernsehen geht ohne Probleme.

Quality of Service ist erstmal nichts schlechtes.
In Firmennetzwerken wird es z.B. eingesetzt um kritischen Firmenanwendungen immer genug Netzkapazität einzuräumen oder auch zu Hause am eigenen Router möchte man das durchführen können.

Kritisch wird es erst wenn Provider so etwas tun und für uns entscheiden was für uns Priorität hat, was wir wollen und nicht wollen, dürfen und nicht dürfen.

Der Provider kann unliebsame oder Konkurenzangebote verlangsamen, oder wie es die Mobilfunkanbieter tun, Telefonie Services und Apps einfach sperren, wie im Mobilfunk Fall.
Angegeben nur sehr waage im ganz klein gedruckten.

Zum, Beispiel Vodafail
Vodafone: 5.Die Nutzung für Peer-to-Peer-Kommunikation ist nicht gestattet.
Sehr waage, denn am Ende ist alles irgentwie Peer to Peer Traffic.
Hierzu auch gerne mal Golem lesen:
http://www.golem.de/news/vodafone-wegen-ausschluss-von-p2p-abgemahnt-1302-97698.html

Schaut man sich das Telekom Angebot an:
Buchbare Optionen
Music Streaming: Music Flat mit unbegrenztem Zugang zu über 18 Mio. Songs [Anmerkung: geht nicht vom Datenvolumen ab!] 
Internet Telefonie: Telefonie über das Internet (VoIP) [Anmerkung: und Instant Messaging!!!11]

Fühlt man sich schon sehr stark an die schon seit Jahren prophezeite Horror Vision erinnert die dieses Bild zeigt:



Hier einen Ausblick was aus dem Netz werden könnte:



Wir sind der Meinung Netzneutralität sollte gesetzlich, am besten gleich auf EU Ebene, festgeschrieben werden, so wie in den Niederlanden und Slowenien.

Aber noch einmal zum Mobilfunkmarkt.
Die Gegener einer gesetzlichen Regelung führen als Argument oft ins Feld:
"Der Markt regelt dass schon, da kommt einer und macht ein besseres Angebot mit weniger Einschränkungen, dann müssen alle schon nachziehen"

Wie in diesem Video, das eigentlich ganz gut anfängt:



Im Mobilfunk sehen wir klar, seit 2006 also seit ca. 7 Jahren, macht kein Anbieter ein Angebot für einen netzneutralen Zugang.
Wir können nicht wählen und zu dem Anbieter ohne Einschränkungen gehen, selbst wenn wir mehr zahlen wollten.

Der Markt regelt das NICHT.

Das war auch der Tenor während der Diskussion.
Es gibt viele nette Erklärungsvideos zur Netzneutralität auf YouTube, leider beleuchten diese das Thema immer nur zu einem Teilaspekt.
zum Beispiel:

Dieses beschäftigt sich mit dem Zugang zu Bildung und Kultur



Oder dieses der FH Aachen:



Oder die Videos sind zwar umfassend und gut erklärt, aber in der Sound und Produktionsqualität suboptimal, zum Beispiel:



Andere nützliche Quellen:

Die Digitale Gesellschaft hat das Handbuch Netzneutralität als Projekt und Work in Progress veröffentlicht.
https://digitalegesellschaft.de/2012/12/jetzt-neu-unser-handbuch-netzneutralitat/
In dieses Handbuch ist, wie man feststellt wenn man es liest, viel Arbeit geflossen.
Es ist ziemlich umfassend und gibt auch einen guten Überblick über den politischen Diskurs auf nationaler und EU Ebene.

Ebenfalls ein großer Vorteil:
Es bespricht in kurzen verständlichen Abschnitten warum Netzbetreiber die Netzneutralität brechen wollen,
und auch die Mythen, die damit verbunden sind.

Der Nachteil:
Für den Ottonormal Verbraucher ist da zuviel spezielle Information. Und der Umfang mit 28 Seiten ist zum Verteilen zu lang.

Es ist also schon umfangreiche Grundlagenarbeit von vielen zum Thema Netzneutralität vorhanden.
Während der Diskussion kristallisierte sich jedoch heraus, dass eine Konsumentenfreundliche Kurzversion als Flyer oder Faltblatt einfach noch fehlt.
Vielleicht auch ein Begleitvideo, das das Thema für den Konsumenten ohne großen technischen Hintergrund aufarbeitet und mit dem Flyer einhergeht.
Deshalb wollen wir uns in der Runde noch einmal treffen, um darüber zu reden wie man so etwas umsetzen könnte.

Partei Medien
Politisch ist das Thema bei einigen Parteien auch schon angekommen, die das auch wirklich gut und anschaulich kommunizieren, bei denen Netzneutralität jedoch nicht im Mittelpunkt der Animation steht.


Das ist ein Video der Grünen. (Und nicht wie man erwarten könnte der Gender Piraten, zu deren ehemaligen Themen das Internet gehörte.)


Update: ganz so schlimm sieht es mit den Gender Piraten doch nicht aus:
https://piraten-augsburg.de/aktuelles/2013-04/vortrag-uber-netzneutralitat/

Das Video holt den Zuschauer dort ab wo er steht und begleitet an anschaulichen Beispielen die neu entstanden Probleme des Digitalen Zeitalters.

Ein Beispiel wie auch eine Kampagne zur Netzneutralität aussehen könnte.

Netze in denen Netzneutralität nicht gilt.
Netzneutralität ist angelegenheit die nicht nur das Internet betrifft, wir kaben schon ein nicht-netzneutrales transportmedium.
Ihr erinnert euch, die Bemerkung zum Kabelfernsehen weiter oben?

Hier ein Beitrag darüber wie es da gerade rumort:



Ein Netz ohne Netzneutralität, mit Endgelten für das einspeisen und Endgelten fürs ansehen. Und verallgemeinernd gesagt, keine Chance für euren Startup Fernsehsender.

Ein weiteres Thema der Diskussion war Deep Packet Inspection.

Das werden wir dann nochmal in einem eigenen Post beleuchten.
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Weitere Videolinks:

Diskussion Netzneutralität
http://www.youtube.com/watch?v=9jXkxjyKUIg
Elektrischer Reporter
http://www.youtube.com/watch?v=QqaybcFswMg
Taz Netzneutralität
http://www.youtube.com/watch?v=NNZSKjNrP9I
Semper Video über Netzneutralität
http://www.youtube.com/watch?v=-CX4RMKW4GE
Auch eine gute Erklärung mit hinweis auf Kabelfernsehen
http://www.youtube.com/watch?v=zASHI9qdB0U
Macht schlechte Laune: Do people know what netneutrality is
https://www.youtube.com/watch?v=gdY2hUEqXok

Gerd R. Rueger 11.9.2012 (CC-by-3.0) 

“WikiLeaks –Geheimnisse und Lügen”: 3sat bringt umstrittene Dokumentation

Am Dienstag den 11.9.2012 sendete 3sat eine Dokumentation über WikiLeaks, in deren Zentrum Julian Assange steht. Leider lässt die Guardian-nahe TV-Produktion überwiegend Guardian-Journalisten zu Wort kommen, die zumeist nur Negatives zum WikiLeaks-Gründer zu sagen haben. Guardian, Spiegel und New York Times bildeten 2010 ein Medienkonsortium, das die Leaks aus den Irak- und Afghanistan-Kriegen sowie vertrauliche US-Depeschen exklusiv vermarkten durfte. Doch schon bald kam es zum Bruch mit Assange und zur Gegnerschaft vor allem zum Guardian.

Aufhänger ist ein vierstündiges Home-Interview mit Assange, damals noch im britischen Hausarrest, aus dem aber nur acht Minuten heraus gefiltert wurden. Diese acht Minuten wurden zerhackt und in kleinen Happen zwischen die Statements seiner Gegner geschnitten. So entsteht der Eindruck eines Tribunals, vor dem Assange auf die Vorwürfe antworten kann. Doch was er sagen darf, bestimmen die Macher der Doku. Am Ende hat man nichts Neues erfahren, aber sämtliche Vorwürfe gegen WikiLeaks wurden noch einmal aufgewärmt und suggestiv präsentiert. WikiLeaks protestierte gegen diese Darstellung.

Schwer wiegen vor allem Beschuldigungen, Assange hätte bezüglich der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gelogen, an seinen Händen würde „Blut kleben“ und Quellenschutz wäre ihm unwichtig. Sogar die Schuld an der Inhaftierung des mutmaßlichen Whistleblowers Bradley Manning wird ihm tendenziell angelastet. Sein ständiger Einsatz und seine Fürsprache für Manning wird verschwiegen. Statt dessen wird mit entsprechend eingefügten Interview-Passagen der Eindruck nahegelegt, Assange wäre der Schutz seiner Whistleblower gleichgültig, er wolle sie höheren Zielen opfern. Dies alles behauptet die Doku nicht selbst, aber sie lässt einen Assange-Gegner nach dem anderen sprechen. So wird die Gegnerschar quasi zu Zeugen der Anklage stilisiert, ihre Aussagen zu Beweismaterial –abgemischt mit unterstützenden TV-Bildern, Presseberichten und Statements der US-Regierung. Dazwischen geschnitten sind Assange-Passagen, die zu seiner Verteidigung weitgehend nutzlos sind. Das erweckt nur auf den ersten Blick den Eindruck einer fairen Rede und Gegenrede –Assange bekommt tatsächlich kaum eine Chance, sich gegen Beschuldigungen zu wehren.

Daniel Domscheit-Berg, der deutsche WikiLeaks-Abspalter und OpenLeaks-Gründer, ist der erste einer ganzen Phalanx von früheren Assange-Mitstreitern, die heute seine Gegner sind. Alle lässt der Film gegen den WikiLeaks-Gründer aufmarschieren. In Szene gesetzt werden sie nach einem einheitlichen Muster: Zuerst dürfen sie beschreiben, wie nett sie „Julian“ anfangs fanden, aber dann zeigte Assange ihnen sein angeblich „wahres“ Gesicht: Das eines „Lügners“, „Mafiosos“ und „Irren“, eines „wahren Ungeheuers“ (Zitate).

Assange der Kultführer


Die Hauptzeugen der Anklage kommen aus der Redaktion des Guardian: David Leigh und Nick Davies. Sie loben Julian erst überschwenglich, beschreiben die Zusammenarbeit mit ihm aber als irgendwie merkwürdig, er sei wie ein „Kultführer“, der „nicht von diesem Planeten“ stamme.

David Leigh beginnt leutselig:
„Julian umgab ein seltsames Charisma, er benahm sich, als sei er ein Kultführer. Wir machten sehr bald Witze über die Leute um ihn herum, die Brause-Limonade tranken (...) Also nahm ich ihn mit in unsere Wohnung, gab ihm unser Gästebett. Nur schlief er nicht darin, sondern saß die ganze Nacht vor seinem Laptop und machte geheimnisvolle Dinge. Dann, um fünf Uhr früh, kippte er plötzlich weg. Er trug diese braune Lederjacke, immer bis zum Hals hoch geknöpft. Die zog er nie aus. Um fünf Uhr, am Ende seines Arbeitspensums, fiel er um und schlief in seiner zugeknöpften Lederjacke ein. Solche Dinge gaben einem das Gefühl, man hätte es mit jemandem zu tun, der nicht von diesem Planeten ist.“

Das klingt etwas nach Hacker-Klischee, aber noch ganz nett, doch Leigh schließt später im Film seine Beschreibung von Assange weniger freundlich ab:
„Er schüttelte mir die Hand, schaute mir in die Augen wie ein Mafioso und sagte: ‚Sei vorsichtig‘, so auf diese Art. Ich fand das lächerlich, wie mich diese Person bedroht hat. Seit dem habe ich nicht mehr mit Julian Assange gesprochen...“

Der Guardian-Journalist Nick Davies bezichtigt Assange mehrfach der Lüge und zieht dann den Bogen zu den sexuellen Missbrauchsvorwürfen aus Schweden:
„Assange glaubt an die Dinge, die er ausspricht, in dem Moment, in dem er sie ausspricht. Das ist so wie bei den beiden Frauen aus Schweden. Wenn er das als schmutzige Tricks des Pentagon bezeichnet, dann glaubt er auch daran.“

Davies glaubt nicht daran. Unklar bleibt, woher Nick Davies sein Wissen darüber nimmt, wer hier die Wahrheit sagte und wer nicht. Davies redet sich über Assange regelrecht in Rage, zieht die Brauen hoch, rollt mit den Augen und empört sich:
„Ich vermute, fast jeder, der ihm nahe kommt, erlebt das mit: Man beginnt ihn zu mögen und ihm zu vertrauen und plötzlich erscheint aus dem Nichts dieses Ungeheuer! Wo um Himmels Willen kommt das jetzt her! Plötzlich erkennt man diesen außergewöhnlich verlogenen Mann, ich bin niemals einem derart unehrlichen Menschen wie Julian Assange begegnet!“

Navy-Seals und Menschenrechte


Vieles bewegt sich auf der Ebene persönlicher Vorwürfe gegen Julian Assange, doch auch die Leaks selbst werden hauptsächlich von ihrer negativen Seite dargestellt. Der Abschnitt über die Publikation der Afghan War Diaries durch Guardian, Spiegel & New York Times rückt die Gegenwehr der US-Regierung in den Mittelpunkt. Aber sie wird nicht analysiert oder reflektiert, sondern einfach im O-Ton wieder gegeben und bestätigt:
„48 Stunden lang sprach die ganze Welt von zivilen Opfern und von Taskforce 373, dann fand die NYT auf WikiLeaks Dokumente, die eindeutig die Sicherheit afghanischer Zivilisten gefährdeten.“ Einspieler aus US-Fernsehen: „An WikiLeaks Händen klebt Blut!“ An dieser Stelle der Doku wiederholt ein unheimlicher, aber kaum wahrnehmbarer Hall-Effekt: „...klebt Blut!“

Problematisiert wird in der Doku nicht, dass unter dem Namen „Taskforce 373“ eine US-Kommandoeinheit jenseits der Genfer Konvention Mordanschläge auf als Taliban Verdächtige (und teilweise ihre Familien) durchführte. Wohl aber der „Geheimnisverrat“ durch WikiLeaks, der die Informanten von „Taskforce 373“ gefährdet haben könnte (was bis heute nicht bewiesen ist). Folgerichtig kommt dazu kein Menschenrechts-Experte zu Wort, sondern der US-Navy-Seal (Elitesoldat) Christopher Heben:
„Julian Assange und sein Haufen aufmüpfiger Dummköpfe denken, sie verschießen mal eben diese ganzen Informationen über den Globus und tragen damit zum Weltfrieden bei. Weiter entfernt von der Wahrheit könnte das gar nicht sein. Sie untergraben damit die Fähigkeit der NATO, für Stabilität in fast jeder Unruhe-Region der Welt zu sorgen ... es gibt Drecksarbeit da draußen und die muss getan werden.“

Sogar die Verhaftung und Folterung Bradley Mannings wird tendenziell Assange angelastet. Dabei übernimmt die Doku die Version der US-Regierung und stempelt den mutmaßlichen Whistleblower bereits jetzt zum Schuldigen. Manning stand inzwischen in seiner Vorverhandlung vor dem Militärgericht in Fort Meade, Maryland, hat dort aber keineswegs gestanden der gesuchte Whistleblower zu sein, geschweige denn Assange belastet. Als „Beweise“ dafür präsentiert die Doku nur die lange bekannten Screenshots eines Chats, in dem Manning angeblich zugab, die Geheimdateien geleakt zu haben. Der Anwalt von Bradley Manning hat für seinen Klienten mildernd geltend gemacht, dass kein einziges der angeblich blutigen Opfer des „Geheimnisverrats“ bislang nachgewiesen wurde.

Zoten statt Medaillen


Die zotige Sprache, zu der sich Assange in den vier Stunden Interview offenbar einmal hinreißen ließ, macht ihn leider angreifbar: Die deutsche ZEIT.de zitierte sein Schimpfen auf die Medien als „nuttigste und hinterhältigste Industrie“ in ihrer Würdigung der Doku so, dass Assange sehr unvorteilhaft dastand. Die Doku vermeidet viele Themen, die für WikiLeaks und Assange sprechen könnten: Von der Abschreckung für Kriegsverbrecher bis zur Aufdeckung von Korruption, z.B. bei der deutschen Toll Collect-Affäre. Kein Wort verliert die Doku auch über die zahlreichen Auszeichnungen, von der Medaille der „Sidney Peace Foundation“ für Assange oder vom deutschen „Whistleblower-Award“ für „Anonymous“ von WikiLeaks (mutmaßlich Bradley Manning, sollte er jemals gestehen, fällt ihm der Preis zu –dann droht ihm jedoch langjährige Haft oder sogar die Todesstrafe).

Die Hauptkontroverse von WikiLeaks mit dem Guardian kreiste 2011 um das in einem Guardian-Buch publizierte Passwort für die verschlüsselten US-Depeschen. Die vertraulichen Depeschen wurden damit auf einen Schlag für alle Welt lesbar, was etliche Skandale entfachte und generelle Zweifel am Konzept der Whistleblower-Plattform aufkommen ließ. Die Kontroverse wird in der Doku nur andeutungsweise und zu Lasten von Assange angerissen, zu Wort kommt dazu allein der Buchautor David Leigh. Er wedelt mit einem Stück Papier vor der Kamera herum und behauptet:
“...dieses Stück Papier hat Assange beschrieben... Er sagte mir, dass dieser Ordner dann ablaufen würde, innerhalb von ein paar Stunden gelöscht würde... das hatte viel von James Bond.”

Nur wer die ganze Geschichte kennt, kann hier ahnen, dass es sich wohl um das bewusste Passwort handeln sollte. Mit dem Depeschen-Streit zwischen Assange und Guardian wird kein direkter Zusammenhang hergestellt, aber Assange wird implizit die Alleinschuld zugeschoben. Die Frage nach eigener Sorgfaltspflicht stellen sich die Top-Journalisten des Guardian nicht, obwohl sie durchaus damit hätten rechnen können, dass auch der um den Globus gehetzten Hackergruppe Fehler unterlaufen würden. Fazit: Wer ausschießlich diese Dokumentation kennt, der kann am Ende wohl nur gegen Julian Assange sein. Glücklicherweise gibt es andere, weniger einseitige Dokumentationen über WikiLeaks. /GRR >> http://jasminrevolution.wordpress.com/



“WikiLeaks –Geheimnisse und Lügen”, Buch und Regie: Patrick Forbes, Redaktion: Reinhart Lohmann (ZDF), dt. Erstausstrahlung auf Arte, 14.02.2012, 3sat 11.09.2012

Quellen:
Borchers, Detlef, LKW-Maut: WikiLeaks veröffentlicht geheime Maut-Unterlagen, heise 25.11.2009,
http://www.heise.de/ct/meldung/LKW-Maut-Wikileaks-veroeffentlicht-geheime-Maut-Unterlagen-868208.html

Klöckner, Marcus, Nicht Wegschauen, Telepolis 06.06.2011,
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34885/1.html

Rueger, Gerd R., The defamation of WikiLeaks is based on lies and twists, 19.09.2011,
http://www.scribd.com/doc/65552221/The-Defamation-of-WikiLeaks-is-Based-on-Lies-and-Twists

ZEIT.de, WikiLeaks und die Medien "Die nuttigste, hinterhältigste Industrie, die mir je begegnet ist",
http://www.zeit.de/digital/internet/2012-02/wikileaks-assange-doku-arte

Support Bradley Manning: Bericht aus der Vorverhandlung (arraignment)
http://www.bradleymanning.org/news/notes-from-bradley-mannings-arraignment

WikiLeaks.org zum Film: Guardian’s "WikiLeaks: Secrets and Lies" Documentary: Guardian hacks continue PR war against WikiLeaks
http://wikileaks.org/Guardian-s-WikiLeaks-Secrets-and.html

Das Leistungsschutzrecht

Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger wurde am 29. August 2012 im Bundeskabinett beschlossen und muss nun vom Bundestag und Bundesrat genehmigt werden.

Doch was ist das Leistungsschutzrecht eigentlich?
Das Leistungsschutzgesetz soll Verlegern eine Vergütung sichern, wenn ihre Werke im Internet verwendet werden. Dabei werden auch kleine "Snippets" geschützt, also kleinste Textauszüge.
Das Leistungsschutzrecht zielt dabei auf Google News ab, da Google, aus Sicht der Verleger, sich unrechtmäßig an den Werken anderer bedient.

Der Grundgedanke ist verständlich, Google und andere Newsdienste "bedienen" sich automatisiert am Werk anderer - aber sie machen damit ja auch eigentlich Werbung für den Verleger.
Und es ist ja nicht so, dass die Verleger sich nicht schützen könnten:
Mit einer kleinen Textdatei, der Robots.txt kann man dem Suchmaschinendienst kurzerhand die Indezierung untersagen - aber das wollen die Verleger ja nicht.
Stattdessen wollen sie doppelt profitieren: einmal vom Suchergebnis und einmal vom Klick.



Google Crawler

Welche Auswirkungen hat das Leistungsschutzrecht?

1) Das Finden von Informationen im Internet wird extrem gestört.
Dadurch, dass Suchmaschinen in Zukunft Presseverlage kurzerhand vom Index nehmen können um deren Gebühren nicht zu bezahlen wird die Suche nach Information im Internet deutlich ungenauer, aufwändiger und schwieriger.
Gerade kleinere Suchmaschinenanbieter können sich durch das Leistungsschutzrecht abgeschreckt fühlen und werden diese Lösung bevorzugen - dadurch wird die Monopolstellung des finanzstarken Google-Konzerns noch verstärkt.

2) Das Leistungsschutzrecht schafft Unsicherheiten  in sicherem Raum.
Die Texte der Verleger sind über das Urheberrecht bereits geschützt, ab einer gewissen Schöpfungshöhe.
Das bedeutet das der Text als Ganzes geschützt ist, nur die Überschrift oder der kleine Snippet eben nicht.
Durch das Leistungsschutzrecht wird dort Unsicherheit geschaffen weil Suchmaschinen nie wissen werden, wer nun das Leistungsschutzrecht in Anspruch nimmt

3) Das Leistungsschutzrecht macht eine Verwertungsgesellschaft ähnlich der GEMA nötig, diese Verwertungsgesellschaft wird einen Verwertungsschlüssel festlegen der sich wahrscheinlich auf die
Reichweite eines Angebotes stützen wird.

Somit bekommen die, die eh eine hohe Reichweite haben in Zukunft noch mehr, und die kleinen Verlage profitieren kaum vom Leistungsschutzrecht.
Beispiel dazu: Derzeit haben die größten 10 Verlage 60% der Werbeumsätze

Was kann ich tun?
Bevor das Leistungsschutzrecht in Kraft tritt muss es noch den Bundesrat und den Bundestag passieren.
Dort kann es gestoppt werden!
Darum sagt den Bundestagsabgeordneten, was ihr vom Leistungsschutzrecht haltet.
Wir haben euch dafür einen Musterbrief, die von einem Anwalt geprüft und für richtig befunden wurde, vorbereitet und die E-Mail-Adressen aller Bundestagsabgeordneten zusammengetragen.
Wir fordern euch nicht dazu auf diese zu Spammen - es reicht völlig, wenn ihr jedem eine E-Mail schreibt ;)

Der Text:

Sehr geehrte Damen und Herren,
wie Sie vermutlich wissen, wurde am Mittwoch, dem 29. August 2012, im Bundeskabinett das Leistungsschutzgesetz für Presseerzeugnisse im Internet verabschiedet und dass darüber bald sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat debattiert werden muss, ist Ihnen sicherlich auch bekannt.
Da dieses Gesetz extreme Auswirkungen auf das deutsche Internet haben wird, möchten wir Ihnen hiermit ein paar Argumente vorbringen, um Sie zu informieren und hoffentlich zu überzeugen, gegen das Leistungsschutzrecht zu stimmen.

Das Leistungsschutzrecht hat einen unterstützenswerten Grundgedanken:
Journalistische Leistungen sollen im Internet besser geschützt und die Urheber für die Verwendung ihrer Leistungen bezahlt werden.
Leider wird dieser Grundgedanke auch nicht durch das Leistungschutzgesetz umgesetzt.
Durch das Leistungsschutzrecht bekommen schon kleine Fetzen von Werken einen Sonderstatus - damit steht das Leistungsschutzrecht im Konflikt zum Urheberrecht, welches besagt, dass ein Werk eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht haben muss, um geschützt zu sein.
Ein einzelner Satz oder kurzer Auszug reicht demnach nicht für das Urheberrecht - wohl aber für das Leistungsschutzrecht.

Insgesamt ist das Leistungsschutzrecht zu vage formuliert und kann zu Fehlinterpretationen führen.
So ist bisher nicht klargestellt, wie ein Verwertungsschlüssel für die verwendeten Textsegmente auszusehen hat, dadurch könnten kleinere Blogs/Suchanbieter/Contentfilter System etc. abgeschreckt und verunsichert werden.
Google kann mit seinem Service in Verhandlungen mit den Verlagshäusern ein Gegengewicht liefern.
Das kann dazu führen, dass jene Informationsanbieter/Aufbereiter Verlage grundsätzlich aus dem Suchmuster ausschließen.
Das wäre zum einen schädlich für die Verlage und zum anderen würde es die Internetsuche stark beeinträchtigen. Es kann sogar soweit kommen, dass die Monopolbildung der Suchmaschinenanbieter noch weiter zu Gunsten Googles verstärken wird.

Hinzu kommt auch, dass Verlage ein einfaches technisches Mittel hätten, um ihre Werke vor der Verwendung durch Suchmaschinen zu schützen/verstecken: Über eine einfache Textdatei ( "robort.txt" im Hauptverzeichnis einer Webseite) mit 2 Befehlszeilen kann man genau bestimmen, welche Suchmaschinen den Inhalt dieser Seite durchsuchen dürfen – und welche nicht.

Das Gesetz schafft also mehr Unsicherheiten in einem Raum als dass es zur Klärung bestimmter neuzeitlicher Probleme dient.
Es wird langfristig die Falschen treffen, da auch Kleinunternehmer (die z.B. Werbung auf ihrem Blog schalten) durch das Leistungsschutzrecht betroffen sind, sowie Blogger, die regelmäßig über ein bestimmes Thema schreiben.
Hoffentlich bewegt diese Mail Sie dazu, sich noch einmal genau mit dem Thema zu befassen und einige Punkte zu beachten, die sonst eventuell untergegangen wären.


Mit freundlichem Gruß


Weiterführende Informationen für Sie, damit Sie sich Ihre eigene Meinung bilden können:

Und hier die E-Mails der CDU/CSU- und FDP-Politiker die sich derzeit für ein LSR einsetzen:
http://pastebin.com/Bb4xwY0E

Und unterzeichne auch die Petition gegen das Leistungsschutzrecht:
https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2012/_08/_16/Petition_35009.$$$.a.u.html


Zu guter Letzt für all die Lurker da draußen eine Quellensammlung:
  • Argumentesammlung
http://leistungsschutzrecht.info/argumente

  • Video vom elektrischen Reporter:


  • Kampange gegen das Leistungsschutzrecht:
http://leistungsschutzrecht-stoppen.d-64.org/


Stimmen zum Leistungsschutzrecht:
Intressengruppen:
  • Das BMI
  • Digitale Gesellschaft
  • Google
  • Burda Verlag
  • Axel Springer Verlag
  • Bitkom
  • ECO

Parteien:
  • CDU/CSU
  • FDP
  • Junge Union
  • Grünen
  • SPD
  • Die Linke
  • Die Piratenpartei

Presse/blogs:
  • Der Spiegel
  • Internet-Law
  • Lawblog