03/2009 - „…wie ein Adler im Kampf zu sterben“: Die SO verschärft ihre Rhetorik
Die Scientology-Organisation (SO) hat im Dezember 2008 ihre Rhetorik auffallend verschärft: „Schlacht“, „sterben“, „bluten“ - eine solch martialische Wortwahl gegenüber ihrer Basis ist auch für Scientology ungewöhnlich. Offenbar sieht sich die SO in einem intensivierten Konflikt mit ihren Gegnern.
Bei Konflikten polarisiert Scientology grundsätzlich: In ihrer Propaganda gibt es auf der einen Seite stets nur die „guten“ Scientologen, auf der anderen Seite grundsätzlich nur sinistre Gegner, die von niederen Beweggründen getrieben seien, um den Vormarsch des vermeintlich Guten - eben Scientology - zu stoppen. Aus dieser dualistischen Weltsicht erwächst ein Feindbild, bei der die SO sich nicht zimperlich zeigt und in ihrer Propaganda Kritiker und Gegner auch schon einmal mit Bakterien vergleicht, die man besser vernichte [So in der Zeitschrift „Impact“ Nr. 112/2006.] . Im Dezember 2008 hat die SO ihre Hetze jedoch auf ungewohnte Weise verschärft:
„Unsere Politik ist vorherbestimmt. Als Menschenfreunde müssen wir die Quelle großer Unmenschlichkeit beseitigen - und diese Quellen sind alle Verbrecher, die Dinge, die grausam und hart sind, da sie die menschliche Rasse verlassen haben. (…) Hier erkläre ich somit unseren Krieg. (…) Wenn man sterben muss, ist es besser, wie ein Adler im Kampf zu sterben. (…) Geben Sie bekannt, wer Ihr Feind ist, und alle, die ihn bekämpfen, sind ihre Freunde. (…) Wir haben gelernt, dass wir gewinnen, wenn wir die Verbrecher der Erde bekämpfen, aber dass wir nur bluten, wenn wir uns vor der Schlacht verstecken.“ [L. Ron HUBBARD, Zeitschrift „Impact“ Nr. 119/2008, S. 16.]
Bei diesen Worten muss man sich vergegenwärtigen, dass aus scientologischer Sicht alle Kritiker von Scientology als Kriminelle eingestuft werden. Nach den Vorstellungen der SO sind diese Menschen wertlos und sollten ausgesondert beziehungsweise wie in einer „Quarantäne“ (HUBBARD) isoliert werden.
Als Grund für die neuerdings verschärfte Propaganda kommen verschiedene Entwicklungen des Jahres 2008 in Frage. Scientology sieht sich im In- und Ausland mit einer gewachsenen Zahl von kritischen Berichten und Kommentaren in den Medien konfrontiert. Unter dem Begriff „Anonymous“ entstanden seit Beginn des Jahres 2008 internationale, anhaltende Proteste gegen Scientology. Auch in Baden-Württemberg demonstrierten die „Anonymen“ immer wieder gegen Scientology. Auslöser für die Proteste war die als Zensur empfundene Taktik der SO, unter Berufung auf ihr Urheberrecht Scientology-Dokumente aus dem Internet zu entfernen, die für die Organisation unangenehme Interna offenbaren. Die vehementen Reaktionen der SO auf „Anonymous“ weisen darauf hin, dass sie die lose, lediglich über das Internet verbundene Protestbewegung als ernstzunehmenden Gegner betrachtet.
Man kann der SO jedoch nicht unterstellen, dass sie nunmehr erwägen würde, mit Gewaltanwendung gegen ihre Kritiker in Deutschland vorzugehen. Nach allen Erfahrungen hierzulande muss vielmehr mit einer verschärften „psychologischen Kriegsführung“ der SO gerechnet werden, etwa Gegner und „Abtrünnige“ mit intensivierten Diffamierungskampagnen und Gerichtsverfahren zu zermürben. Die SO dürfte in Zukunft auch neue Anläufe unternehmen, mittels haltloser Vorwürfe über angebliche Diskriminierungen von Scientologen in Deutschland möglichst diplomatische Unterstützung aus anderen Staaten zu gewinnen. Zweifellos soll die scharfe martialische Wortwahl die Anhängerschaft auch auf eine größere Opferbereitschaft - vor allem finanzieller Art - einschwören, wobei das Management offenbar suggerieren will, Scientology befände sich in einem Kampf auf Leben und Tod.
Quelle:
http://www.verfassungsschutz-bw.de/so/files/so_berichte_2009_03.htm